SIBO-Diät: Wie sieht die „The SIBO bi-phasic diet“ aus?
Inhalt
1. Was ist SIBO?
1.1 SIBO-Diagnostik
1.2 SIBO-Behandlung
2. Die Rolle der Ernährung bei SIBO
3. Welche SIBO Diäten gibt es?
4. Bi-phasic Diet (Zwei-Phasen-Diät)
4.1 Phase 1 der Zwei-Phasen-Diät
4.2 Phase 2 der Zwei-Phasen-Diät
5. Fazit Bi-phasic diet
1. Was ist SIBO?
SIBO beschreibt eine bakterielle Überwucherung des Dünndarms. Dieser Abschnitt unseres Verdauungstrakts ist normalerweise nur mit wenigen Bakterien besiedelt. Die entstehenden Beschwerden sind zahlreich und können von Verstopfung über Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall reichen. Zudem sind die Symptome nahezu identisch mit denen von Reizdarm-Syndrom. Daher ist SIBO eine der wichtigsten Differentialdiagnosen bei Verdacht auf Reizdarm.
1.1 SIBO-Diagnostik
Für die Diagnose einer SIBO wird normalerweise ein Atemtest verwendet. Dieser macht sich die Tatsache zunutze, dass menschliche Zellen im Vergleich zu Bakterien weder Wasserstoff noch Methan produzieren. Als Testsubstanzen eignen sich Laktulose, Laktose, Glukose oder Fruktose (1). Kann nach einer bestimmten Zeit Methan oder Wasserstoff im Atem nachgewiesen werden, deutet dies auf das Vorhandensein von Bakterien im Dünndarm hin.
1.2 SIBO-Behandlung
Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden zur Therapie einer Dünndarm-Fehlbesiedlung. Hierzu zählen speziell abgestimmte Diäten, der Einsatz von pflanzlichen oder konventionellen Antibiotika sowie Probiotika. Die Art der Therapie wird allerdings individuell gewählt und richtet sich neben der Art der vorherrschenden Bakterien auch nach den hauptsächlich vorliegenden Symptomen.
2. Die Rolle der Ernährung bei SIBO
Bakterien brauchen zum Überleben eine gewisse Menge Energie, welche sie beispielsweise durch die Fermentation von Ballaststoffen und Kohlenhydraten aus unseren Lebensmitteln herstellen. Besonders eigenen sich hierfür beispielsweise die sogenannten FODMAPs. FODMAPs sind fermentierbare Kohlenhydrate und Zuckeralkohol und kommen in den unterschiedlichsten Lebensmittel (wie z.B. Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, Pilze, Kohlgemüse, Getreide, Milchprodukte aber auch in Früchten und dem Süßungsmittel wie Xylit) vor. Im Rahmen ihres Stoffwechsels produzieren die Bakterien dabei Gase, welche Beschwerden auslösen können. Wird den Bakterien durch eine Ernährungsumstellung ihre Nahrung entzogen, kann dies die Anzahl der Bakterien und somit die Beschwerden reduzieren. Eine Therapie der eigentlichen Fehlbesiedelung ist allerdings mit der Ernährung nicht möglich. Sie dient lediglich der Symptomreduktion.
3. Welche SIBO Diäten gibt es?
Zu den für SIBO geeigneten Ernährungstherapien zählen die low-FODMAP-Diät, die spezifische Kohlenhydratdiät (SCD), die SIBO-spezifischen Ernährungsrichtlinien (SSFG), die Zwei-Phasen-Diät (engl. bi-phasic diet (BPD)) und die low-fermentation Diät. In diesem Beitrag wird der Fokus auf die Zwei-Phasen-Diät gelegt.
4. „The SIBO bi-phasic diet“ (Zwei-Phasen-Diät)
Die „Bi-Phasic diet“ (Zwei-Phasen-Diät) wurde von Dr. Nirala Jacobi entwickelt und besteht, wie der Name schon verrät, aus zwei Phasen (2). Die Diät ist streng strukturiert und sollte idealerweise unter der Aufsicht eines erfahrenen Therapeuten oder Ernährungsberaters durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass alle Ernährungsbedürfnisse erfüllt werden und der Körper während des Prozesses ausreichend unterstützt wird.
Dr. Nirala Jacobi entwickelte die Bi-Phasic Diet basierend auf ihrer umfassenden Erfahrung als Naturheilärztin, spezialisiert auf gastrointestinale Störungen, insbesondere SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth). Ihre Motivation, eine spezielle Diät zu entwerfen, entstand aus der Notwendigkeit, eine effektive und strukturierte Ernährungsstrategie zu schaffen, die den individuellen Bedürfnissen von Patienten mit SIBO gerecht wird.
4.1 Phase 1 der „The SIBO bi-phasic diet“
Phase 1 der Bi-Phasic Diet, auch bekannt als Eliminierungsphase, ist der erste Schritt der Zwei-Phasen-Diät. In dieser Phase liegt der Fokus darauf, die Nahrungsquelle der übermäßigen Bakterien im Dünndarm zu reduzieren, indem bestimmte fermentierbare Kohlenhydrate, auch bekannt als FODMAPs (fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole), stark eingeschränkt werden. Dies hilft, das bakterielle Wachstum zu hemmen und die Symptome zu lindern.
Die Ziele der ersten Phase lassen sich in drei Hauptpunkte einteilen:
- Reduzierung der bakteriellen Nahrungszufuhr: Bakterien im Dünndarm gedeihen auf fermentierbaren Kohlenhydraten. Durch die Reduzierung dieser Lebensmittel in der Diät wird den Bakterien die Grundlage für weiteres Wachstum entzogen.
- Symptomlinderung: Typische Symptome von SIBO wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung sollen durch die gezielte Ernährungsumstellung gelindert werden.
- Vorbereitung auf eine weiterführende Therapie: Die Eliminierungsphase bereitet den Körper auf die nächste Phase der Diät und mögliche begleitende Behandlungen vor.
Die Ernährung während der Eliminierungsphase ist streng und erfordert, dass viele der üblichen fermentierbaren Lebensmittelgruppen vermieden werden. Dazu gehören bestimmte Obstsorten, Gemüse, Milchprodukte und Getreide. Beispielsweise Äpfel, Birnen, Mangos und Wassermelonen sind aufgrund ihres hohen Gehalts an FODMAPs verboten. Stattdessen werden Bananen, Himbeeren und Erdbeeren in begrenzten Mengen erlaubt. Bei den Gemüsen sind z.B. Zwiebeln, Knoblauch, Blumenkohl und Hülsenfrüchte zu vermeiden. Stattdessen werden leicht verdauliche Gemüsesorten wie Zucchini, Karotten, Spinat und Gurken empfohlen. Produkte, die Laktose enthalten, werden meist ausgeschlossen, da Laktose ein fermentierbarer Zucker ist, der SIBO-Symptome verstärken kann. Laktosefreie Alternativen sind in dieser Phase besser geeignet. (3)
Die Dauer der Eliminierungsphase variiert je nach Schweregrad der Symptome und individuellen Fortschritten, liegt jedoch normalerweise zwischen zwei und sechs Wochen. Während dieser Zeit ist es wichtig, die Symptome genau zu beobachten und die Ernährung gegebenenfalls anzupassen.
4.2 Phase 2 der „The SIBO bi-phasic diet“
Nachdem die bakterielle Überwucherung in Phase 1 eingedämmt wurde, beginnt die Phase der schrittweisen Wiedereinführung von Lebensmitteln. In Phase 2, der sogenannten Re-Intro-Phase, werden die Verträglichkeit verschiedener Lebensmittel getestet. Dies hilft, eine langfristig angepasste Ernährung zu entwickeln, die den Darm unterstützt und ein erneutes Auftreten von SIBO verhindert. In dieser Phase werden zudem präbiotische und probiotische Lebensmittel sowie Nahrungsergänzungsmittel eingeführt, um die Darmflora zu stärken und eine gesunde Verdauung zu fördern.
Die Ziele der zweiten Phase lassen sich ebenfalls in drei Hauptpunkte einteilen:
- Wiedereinführung von Lebensmitteln: In dieser Phase wird die strenge Eliminationsdiät gelockert, und es werden langsam wieder verschiedene Nahrungsmittel eingeführt, um die Bandbreite der Ernährung zu erweitern und eventuell auftretenden Nährstoffmängeln entgegenzuwirken.
- Testen der individuellen Toleranz: Durch die gezielte Wiedereinführung bestimmter Lebensmittel wird überprüft, welche Lebensmittel gut vertragen werden und welche weiterhin Symptome verursachen könnten. Dies hilft, individuelle Trigger zu identifizieren und zu vermeiden.
- Langfristige Unterstützung der Darmgesundheit: Phase 2 unterstützt den Wiederaufbau einer gesunden Darmflora und die langfristige Regulierung der Verdauung. Hier werden auch präbiotische und probiotische Nahrungsmittel nach und nach wieder integriert, um eine gesunde bakterielle Balance im Darm zu fördern.
Während der Re-Intro-Phase wird begonnen, Lebensmittel aus den zuvor eingeschränkten Gruppen langsam und systematisch wieder in die Ernährung aufzunehmen. Dabei ist es wichtig, jedes neue Lebensmittel isoliert einzuführen und die Reaktion des Körpers darauf zu beobachten. Dies hilft, ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, welche Lebensmittel weiterhin problematisch sein könnten. Sollte ein Lebensmittel negative Reaktionen hervorrufen, wird es wieder aus der Ernährung entfernt und später erneut getestet.
5. Fazit „The SIBO bi-phasic diet“
Wie jede andere Ernährungsform sollte auch die Zwei-Phasen-Diät mit Bedacht durchgeführt werden. Zudem ist diese Diät nicht als Langzeit-Ernährungsformen gedacht und bietet keine Therapie der SIBO an sich, sondern dient primär der Reduktion der Beschwerden. Zudem erlaubt die Diät dem Darm, zur Ruhe zu kommen und sich zu regenerieren. Das Endziel ist es, zu einer normalen, ausgewogenen, gesunden Ernährung zurück kehren zu können, ohne dabei Symptome zu entwickeln.
Quellen
- Rezaie A, Buresi M, Lembo A, Lin H, McCallum R, Rao S, Schmulson M, Valdovinos M, Zakko S, Pimentel M. Hydrogen and Methane-Based Breath Testing in Gastrointestinal Disorders: The North American Consensus. Am J Gastroenterol. 2017 May;112(5):775-784. doi: 10.1038/ajg.2017.46. Epub 2017 Mar 21. PMID: 28323273; PMCID: PMC5418558.
- Small Intestinal Bacterial Overgrowth – Home – The SIBO Doctor; zuletzt geprüft 28.10..2024
- FODMAP-Tabelle-Blog.jpg (761×1200) (fodmap-info.de); zuletzt geprüft 28.10..2024; modifizierte Tabelle aus „Der Ernährungsratgeber zur FODMAP-Diät“ von Prof. Dr. med. Martin Storr
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