Die Elementardiät ist eine Therapieform bei SIBO.
Elementardiät bei SIBO

Die Elementardiät wird zunehmend als Therapieoption bei SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) diskutiert. Sie verspricht schnelle Linderung der Symptome, indem sie die fehlbesiedelten Bakterien im Dünndarm „aushungert“. Doch wie genau funktioniert diese Diät, welche Vor- und Nachteile hat sie, und für wen ist sie wirklich geeignet?

15. September 2025

LAURA HAINEL

M.Sc. Ernährungsmedizin

🕑 Lesezeit: 3-5 Minuten

👆 Das Wichtigste in Kürze

  • Die Elementardiät ist eine gezielte Therapie bei SIBO, bei der über 2–3 Wochen nur vorverdaute Nährstoffshakes konsumiert werden, um den bakteriellen Überwuchs im Dünndarm zu reduzieren.
  • Sie bietet eine hohe Wirksamkeit, schnelle Symptomlinderung und kann eine medikamentenfreie Alternative zu Antibiotika sein.
  • Die Diät erfordert hohe Disziplin, ist kostenintensiv und nur kurzfristig anwendbar; eine anschließende Ernährungsumstellung und Behandlung der Ursachen ist entscheidend für nachhaltigen Erfolg.

SIBO Behandlung: Elementardiät

1. Was ist SIBO?
2. Was ist die Elementardiät?
3. Ziel der Diät bei SIBO
4. Dauer und Durchführung der Elementardiät
5. Vorteile der Elementardiät
5.1 Hohe Wirksamkeit
5.2 Medikamentenfreie Alternative
5.3 Rasche Symptomlinderung
6. Nachteile und Herausforderungen
6.1 Hohe Disziplin erforderlich
6.2 Kostenfaktor
6.3 Nicht für die Dauer gedacht
6.4 Rückfallgefahr
7. Für wen ist die Elementardiät geeignet?
8. Was kommt nach der Diät?
9. Zusammenfassung
10. FAQs

1. Was ist SIBO?

SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth, Dünndarmfehlbesiedlung) Verlinkung bezeichnet eine Fehlbesiedlung des Dünndarms mit Bakterien, die dort normalerweise nur in sehr geringer Zahl vorkommen. Diese Bakterien fermentieren aufgenommene Nahrungsbestandteile wie Zucker und Ballaststoffe bereits im Dünndarm, was zu Gasbildung und damit verbundenen Symptomen wie Blähungen Verlinkung, Bauchschmerzen Verlinkung, Völlegefühl, Durchfall Verlinkung oder Verstopfung Verlinkung führen kann. Die Erkrankung SIBO kann durch verschiedene Faktoren entstehen, etwa eine gestörte Darmmotilität Verlinkung, strukturelle Veränderungen im Verdauungstrakt Verlinkung, Medikamente Verlinkung oder Infektionen. Die Diagnose erfolgt meist über Atemgastests Verlinkung, bei denen Wasserstoff oder Methan nach dem Trinken bestimmter Zuckerlösungen gemessen wird.

2. Was ist die Elementardiät?

Die Elementardiät ist eine hochspezialisierte Form der Ernährung, bei der dem Körper nur vorverdaute Nährstoffe zugeführt werden. Die Nährstoffe liegen in ihrer einfachsten Form vor: Aminosäuren statt ganzer Proteine, einfache Zucker wie Glukose oder Maltodextrin statt komplexer Kohlenhydrate, Fette in Form von leicht resorbierbaren Fettsäuren. Zusätzlich enthalten sind Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Elektrolyte. Diese Nährstoffmischung wird meist in Pulverform angeboten, die mit Wasser angerührt als Trinklösung eingenommen wird. Feste Nahrung wird während der Dauer der Diät vollständig weggelassen.
Die Elementardiät wird umgangssprachlich auch „Astronautenkost“ genannt, weil sie in ihrer Form und Anwendung Ähnlichkeiten mit der Kostform hat, die Astronauten im Weltall zu sich nehmen.

3. Ziel der Diät bei SIBO

Bei SIBO kommt es zu einer übermäßigen Ansiedlung von Bakterien im Dünndarm. Diese Bakterien fermentieren bestimmte Bestandteile der Nahrung, insbesondere komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe. Das führt zu Symptomen wie Blähungen, Bauchschmerzen, Völlegefühl, Durchfall oder Verstopfung.
Da die Nährstoffe in der Elementardiät bereits aufgespalten sind, werden sie im oberen Dünndarm rasch aufgenommen. Die Bakterien erhalten somit keine Nahrung mehr – sie „verhungern“. Das macht die Diät zu einer gezielten Strategie gegen bakterielle Überbesiedelung (1).

4. Dauer und Durchführung der Elementardiät

Die klassische Elementardiät wird meist über einen Zeitraum von 14 bis 21 Tagen durchgeführt. In dieser Zeit wird ausschließlich die spezielle Nährstofflösung konsumiert. Wasser trinken ist allerdings erlaubt.
Die Durchführung sollte idealerweise unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, insbesondere bei bestehenden Grunderkrankungen oder Untergewicht. Es empfiehlt sich außerdem eine begleitende Betreuung durch eine ernährungstherapeutisch geschulte Fachperson.

5. Vorteile der Elementardiät

5.1 Hohe Wirksamkeit

Studien und Erfahrungsberichte zeigen, dass die Elementardiät bei vielen Betroffenen zu einer deutlichen Symptomverbesserung führt (1,2,3). Teilweise erreichen über 70 Prozent der Anwender einen verbesserten Atemgastest nach der Diät (2,4).

Eine aktuelle prospektive Studie (vom April 2025) liefert Hinweise zur Wirksamkeit und Verträglichkeit einer neu entwickelten, geschmacklich verbesserten Elementardiät (PED). In dieser Untersuchung nahmen 30 erwachsene Personen mit nachgewiesener SIBO und/oder IMO teil. Nach zwei Wochen ausschließlicher Einnahme der Diät berichteten 83 Prozent der Teilnehmenden über eine spürbare Linderung ihrer Symptome. Zudem normalisierten sich bei 73 Prozent die Atemgastests – ein klarer Hinweis auf die Reduktion der bakteriellen Fehlbesiedlung. Auch auf mikrobieller Ebene konnten Veränderungen festgestellt werden, etwa ein Rückgang von Methan-produzierenden Keimen wie Methanobrevibacter smithii Verlinkung, was mit einer deutlichen Senkung der gemessenen Methan- und Wasserstoffwerte einherging. Die Diät wurde von allen Teilnehmenden gut vertragen, schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf. Die Ergebnisse zeigen: Eine gezielt eingesetzte, gut formulierte Elementardiät kann nicht nur Symptome lindern, sondern auch die zugrunde liegenden bakteriellen Veränderungen im Darm messbar beeinflussen. (2)

5.2 Medikamentenfreie Alternative

Für Menschen, die keine Antibiotika einnehmen möchten oder diese nicht vertragen, bietet die Elementardiät eine rein ernährungsbasierte Behandlungsform. Gerade bei wiederkehrender SIBO, bei Unverträglichkeiten gegenüber Medikamenten oder bei dem Wunsch nach einem natürlichen Ansatz stellt sie eine sinnvolle Alternative dar. Auch für empfindliche Patientinnen und Patienten, die auf viele pflanzliche Antimikrobiotika mit Nebenwirkungen reagieren, kann die Elementardiät eine schonende Lösung sein. Da sie gezielt an der Ursache ansetzt – dem bakteriellen Überwuchs im Dünndarm – und keine systemischen Wirkstoffe erfordert, eignet sie sich besonders für Menschen, die eine effektive Therapieform ohne Medikamente suchen.

5.3 Rasche Symptomlinderung

Viele Betroffene berichten bereits nach wenigen Tagen über spürbare Besserungen wie reduzierte Blähungen oder mehr Energie. Diese schnelle Linderung der Beschwerden trägt maßgeblich dazu bei, dass sich die Lebensqualität während der Therapie deutlich verbessert. Auch das allgemeine Wohlbefinden nimmt häufig zu, da der Körper weniger belastet wird und Verdauungsbeschwerden zurückgehen. Dadurch fühlen sich viele Patientinnen und Patienten motiviert, die Diät trotz der Einschränkungen konsequent durchzuhalten und so die Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung zu schaffen.

6. Nachteile und Herausforderungen

6.1 Hohe Disziplin erforderlich

Die Diät ist sozial und psychisch anspruchsvoll, da jegliche feste Nahrung ausgeschlossen wird. Essen im Alltag, mit Freunden oder Familie wird zur Herausforderung, da die gewohnten Mahlzeiten nicht mehr teilgenommen werden können und viele soziale Situationen rund ums Essen wegfallen. Dies kann zu Gefühlen der Isolation oder des Andersseins führen und erfordert ein hohes Maß an Disziplin und mentaler Stärke. Zudem ist die Umstellung auf ausschließlich flüssige Nahrung für viele Betroffene eine große Umstellung, die mit Hunger, Frustration oder auch Stimmungsschwankungen einhergehen kann. Deshalb ist eine gute Vorbereitung und gegebenenfalls psychologische Unterstützung empfehlenswert, um die Diät erfolgreich und möglichst stressfrei durchzuführen.

6.2 Kostenfaktor

Elementardiät-Produkte sind teuer (1). Für eine 2- bis 3-wöchige Kur können Kosten um ca 800 Euro entstehen. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen diese meist nicht. In Deutschland gibt es (im Gegensatz zur USA) zudem bisher keine speziell für die Elementardiät entwickelten Produkte, daher muss individuell geschaut werden, wie die Umsetzung der Elementardiät erfolgen kann.

6.3 Nicht für die Dauer gedacht

Langfristig ist die Elementardiät nicht geeignet, da sie keinerlei Ballaststoffe enthält, die für eine gesunde Darmflora im Dickdarm essenziell sind. Ballaststoffe dienen als Nahrung für die guten Darmbakterien und fördern deren Vielfalt und Aktivität. Ohne diese Nährstoffe kann es zu einer Verschiebung der Darmflora kommen, was wiederum Verdauungsprobleme und ein geschwächtes Immunsystem begünstigen kann. Deshalb sollte die Elementardiät stets nur kurzzeitig und unter ärztlicher Kontrolle durchgeführt werden, um mögliche negative Folgen zu vermeiden. Denn obwohl der Name es anders vermuten lässt, ist die Elementardiät keine Diät an sich sondern ganz klar eine Therapie.

6.4 Rückfallgefahr

Ohne eine gezielte Therapie der zugrunde liegenden Ursache besteht ein erhebliches Risiko, dass SIBO erneut auftritt. Die Elementardiät bekämpft zwar effektiv die bakterielle Überwucherung im Dünndarm, behandelt jedoch nicht die Faktoren, die zur Entstehung von SIBO führen, wie etwa eine gestörte Darmmotilität, anatomische Veränderungen, chronischen Stress oder bestimmte Medikamente. Werden diese Ursachen nicht behoben, können die Bakterien schnell wieder wachsen und die Beschwerden zurückkehren. Deshalb ist es wichtig, nach der Elementardiät die Darmfunktion zu normalisieren und ein erneutes Wachstum unerwünschter Bakterien zu verhindern. Nur durch eine umfassende Nachsorge und Ursachenbehandlung lässt sich ein nachhaltiger Therapieerfolg erzielen.

7. Für wen ist die Elementardiät geeignet?

Die Elementardiät eignet sich vor allem für Menschen mit bestätigter SIBO, bei denen klassische Therapien wie Antibiotika oder pflanzliche Antimikrobiotika Verlinkung keine ausreichende Wirkung zeigen oder unerwünscht sind.
Sie ist auch eine Option für besonders empfindliche Patienten mit starker Symptomatik, die auf viele Lebensmittel reagieren.
Weniger geeignet ist sie für Personen mit Essstörungen, Untergewicht oder bestimmten Stoffwechselerkrankungen. Hier sollte vorab eine genaue medizinische Einschätzung erfolgen.

8. Was kommt nach der Diät?

Nach Abschluss der Diät ist es wichtig, den Darm und die Darmflora vorsichtig wieder an feste Nahrung zu gewöhnen. Viele Experten empfehlen eine schrittweise Einführung von leicht verdaulichen Lebensmitteln. Hier hat sich das Einführen von gekochtem low FODMAP Gemüse über 2 Tage, gefolgt von weiteren 2 Tagen mit low FODMAP Gemüse, Reis und Ei zusätzlich zu den Shakes bewährt. Außerdem sollte die Ursache für die Entstehung von SIBO identifiziert und behandelt werden – etwa eine gestörte Darmmotilität, Narben im Bauchraum, Stress, Hormonungleichgewichte oder andere strukturelle Ursachen.

9. Zusammenfassung

Die Elementardiät ist keine gewöhnliche Ernährungsform, sondern eine gezielte Therapie bei SIBO, bei der über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen ausschließlich spezielle Nährstoffshakes konsumiert werden. Diese sind so formuliert, dass sie im oberen Dünndarm besonders schnell aufgenommen werden – noch bevor die fehlbesiedelten Bakterien sie verwerten können. Auf diese Weise wird ihnen die Nahrungsgrundlage entzogen. Die Diät gilt als eine der wirksamsten und schnellsten Methoden zur Behandlung von SIBO, stellt Betroffene jedoch psychisch und organisatorisch vor Herausforderungen. Wer sie konsequent durchführt, kann mit einer spürbaren Verbesserung der Beschwerden rechnen. Entscheidend für einen nachhaltigen Erfolg ist jedoch eine anschließende Ernährungsumstellung und die Behandlung der zugrunde liegenden Ursachen.

10. FAQs

Wie funktioniert die Elementardiät bei SIBO?

Die Nährstoffe in der Elementardiät liegen in vorverdauter Form vor, werden schnell im oberen Dünndarm aufgenommen und entziehen den Bakterien ihre Nahrungsgrundlage. Dadurch kann der bakterielle Überwuchs effektiv reduziert werden.

Wie lange dauert die Elementardiät und wie wird sie durchgeführt?

In der Regel wird die Diät 14 bis 21 Tage lang durchgeführt. Während dieser Zeit werden ausschließlich spezielle Nährstoffshakes konsumiert, Wasser ist erlaubt. Die Durchführung sollte idealerweise ärztlich und ernährungstherapeutisch begleitet werden.

Für wen ist die Elementardiät geeignet?

Sie eignet sich vor allem für Menschen mit bestätigter SIBO, bei denen Antibiotika oder pflanzliche Therapien nicht wirken oder unerwünscht sind. Nicht geeignet ist sie für Personen mit Essstörungen, Untergewicht oder bestimmten Stoffwechselerkrankungen.

Was passiert nach der Elementardiät?

Nach der Diät wird der Darm schrittweise wieder an feste Nahrung gewöhnt, meist beginnend mit leicht verdaulichem Low-FODMAP-Gemüse und Reis. Außerdem sollte die zugrunde liegende Ursache von SIBO behandelt werden, um Rückfälle zu vermeiden.

Quellen

      1. Nasser J, Mehravar S, Pimentel M, Lim J, Mathur R, Boustany A, Rezaie A. Elemental Diet as a Therapeutic Modality: A Comprehensive Review. Dig Dis Sci. 2024 Sep;69(9):3344-3360. doi: 10.1007/s10620-024-08543-1. Epub 2024 Jul 13. PMID: 39001958; PMCID: PMC11415405.
      2. Rezaie A, Chang BW, de Freitas Germano J, Leite G, Mathur R, Houser K, Hosseini A, Brimberry D, Rashid M, Mehravar S, Villanueva-Millan MJ, Sanchez M, Weitsman S, Fajardo CM, Rivera IG, Joo L, Chan Y, Barlow GM, Pimentel M. Effect, Tolerability, and Safety of Exclusive Palatable Elemental Diet in Patients with Intestinal Microbial Overgrowth. Clin Gastroenterol Hepatol. 2025 Apr 4:S1542-3565(25)00241-1. doi: 10.1016/j.cgh.2025.03.002 . Epub ahead of print. PMID: 40189034.
      3. Sellge G, Ockenga J. Bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms (SIBO) – Therapie, Ernährung, Mikrobiom [Small intestinal bacterial overgrowth (SIBO) – Therapy, nutrition, microbiome]. Dtsch Med Wochenschr. 2024 Sep;149(18):1071-1079. German. doi: 10.1055/a-2205-5794. Epub 2024 Aug 29. PMID: 39208859.
      4. Pimentel M, Constantino T, Kong Y, Bajwa M, Rezaei A, Park S. A 14-day elemental diet is highly effective in normalizing the lactulose breath test. Dig Dis Sci. 2004 Jan;49(1):73-7. doi: 10.1023/b:ddas.0000011605.43979.e1. PMID: 14992438.

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