SIBO Academy by Dr. Thomas Bacharach
SIBO Academy by Dr. Thomas Bacharach
28. Januar 2024
SIBO Diagnose: positiver Atemtest

SIBO Diagnose

Positiver Atemtest: Alles, was Sie über den SIBO Atemtest wissen müssen

1. Einführung in den SIBO Atemtest
2. Was ist SIBO und wie wird es diagnostiziert?
3. Vorbereitung auf den SIBO Atemtest
4. Durchführung des SIBO Atemtests
5. Zuckerarten für die SIBO Atemtestung
6. Interpretation der Testergebnisse
7. Sonderform Schwefelwasserstoff-SIBO
8. Fehlerquellen SIBO Atemtest
9. Behandlungsmöglichkeiten bei positivem SIBO Atemtest
10. Fazit: Wichtige Informationen zum SIBO Atemtest für Betroffene und Interessierte

Der SIBO Atemtest bietet eine schnelle und einfache Möglichkeit, Reizdarm ähnliche Beschwerden wie Blähbauch, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung abzuklären. Die Dünndarmfehlbesiedlung ist die wichtigste Differentialdiagnose zum Reizdarmsyndrom. Durch Bakterien im Dünndarm kann es zu einer Produktion von Wasserstoff, Methan oder Schwefelwasserstoff kommen, welche dann zu Beschwerden bei der Verdauung führen können.

1. Einführung in den SIBO Atemtest

Der SIBO Atemtest ist ein entscheidendes Instrument zur Diagnose von Dünndarm-Fehlbesiedlung. Durch die Messung von Wasserstoff- und Methanwerten im Atem nach der Einnahme von unterschiedlichen Zuckern können Bakterien im Dünndarm identifiziert werden. Die unkomplizierte Durchführung des Tests, ohne Blutentnahme oder invasiven Eingriff, macht ihn zu einer gut verträglichen Option. Das Labor analysiert die Atemproben sorgfältig, um genaue Ergebnisse zu gewährleisten. Bei positivem Befund sind gezielte Therapiemaßnahmen wichtig, um das Gleichgewicht im Darm wiederherzustellen. Mit dem Wissen aus einem SIBO Atemtest können individuelle Behandlungswege im Kontext von Reizdarm-Symptomen aufgezeigt werden.

2. Was ist SIBO und wie wird es diagnostiziert?

SIBO, auch bekannt als Dünndarmfehlbesiedlung, bezieht sich auf das Überwuchern von Bakterien im Dünndarm. Die Diagnose von SIBO erfolgt oft durch den SIBO Atemtest, der eine nicht-invasive Alternative zur Blutentnahme darstellt. Bei diesem Test trinken die Patienten eine Lösung mit Lactulose, Fruktose oder Glukose, während regelmäßig Atemproben genommen werden, um die Wasserstoff- und Methanwerte zu überprüfen. Diese Gase entstehen, wenn Bakterien im Dünndarm die Zucker abbauen. Ein Anstieg dieser Gase innerhalb von 90-100 min deutet auf eine mögliche SIBO hin. Laborergebnisse und Interpretation des Tests helfen dabei, die Diagnose zu bestätigen und eine individuelle Therapie zu planen.

3. Vorbereitung auf den SIBO Atemgastest

Damit eine SIBO-Diagnose via Atemtests möglich ist, ist es von Bedeutung, dass der Test vom Patient gewissenhaft durchgeführt wurde. Das Testergebnis kann Aufschlüsse darüber liefern, wie gut der Test durchgeführt wurde. In der Regel müssen Sie vor dem Test bestimmte Nahrungsmittel vermeiden und möglicherweise auch auf Medikamente verzichten. Eine typische Vorbereitung beinhaltet eine spezielle Diät, die arm an Kohlenhydraten und Ballaststoffen ist, um die Gasbildung im Darm vor der Testung möglichst zu minimieren.

Damit der SIBO-Atemtest das bestmögliche Ergebnis liefern kann, gibt es ein paar Dinge, die vor der Durchführung zu beachten sind. Hierzu zählen

  • 4 Wochen vor der Testung keine Antibiotika-Einnahmen (1,2),
  • mindestens 1 Woche vor der Testung keine Prokinetika oder abführenden Mittel,
  • 3 Tage vor der Testung keine blähenden Lebensmittel mehr,
  • 1 Tag vor der Testung keine Prä- und Probiotika-Einnahme (1),
  • 1 Tag vor der Testung keine fermentierbaren komplexen Kohlenhydrate (3) (z.B. Linsen, Bohnen, Kohl, Vollkorn, …),
  • am Vortag sollte eine FODMAP (fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole) -arme, leichtverdauliche Nahrung zu sich genommen werden,
  • am Vortag sollte auf Rauchen (3), Kaugummi kauen und den Verzehr von Alkohol verzichtet werden,
  • 8-12 h vor dem Test sollte gefastet werden (1,2,3),
  • am Testmorgen sollten die Zähne mit Sorbit-freier Zahnpasta oder ganz ohne Zahnpasta geputzt werden,
  • am Testmorgen sollten keine Zahnprothesen-Haftmittel verwendet werden,
  • während der Testung nicht rauchen (1), keine Nahrungsaufnahme und möglichst wenig körperliche Aktivität (1,2),
  • während der Testung darf Wasser in Maßen konsumiert werden.

Werden diese Punkte missachtet, kann es zu einer Verfälschung des Testergebnisses kommen. Erlaubte Lebensmittelprodukte für die Diät am Vortag sind beispielsweise Eier, Reis (weiß), Hühnerfleisch, mageres Rind- & Schweinefleisch, Weißbrot, ungesüßter Kaffee oder Tee sowie stilles Wasser. Zusammenfassende Darstellung der oben genannten Punkte:

4. Durchführung des SIBO Atemtests

Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen sind, beginnt die eigentliche Durchführung des SIBO Atemtests. Der Test selbst wird morgens nüchtern durchgeführt. Zähneputzen sollte zuvor nur mit Wasser und nicht mit Zahnpasta erfolgen. Nach der Einnahme der Laktulose oder Glukose werden regelmäßig Atemproben genommen, um die Gärungsprozesse im Dünndarm zu analysieren. Die gemessenen Werte von Wasserstoff und Methan geben Aufschluss über mögliche Bakterien im Dünndarm und deren Aktivität. Der Test dauert in der Regel 3 Stunden, während derer Sie entspannt verweilen können und keinen Sport oder größere Bewegung durchführen sollten.

5. Zuckerarten für die SIBO Atemtestung

Klassischerweise werden Glucose oder Lactulose zur Diagnostik im Rahmen eines Atemgastests eingesetzt. Lactulose wird vom Menschen nicht verstoffwechselt und nicht verdaut und erreicht deshalb im Normalfall den Dickdarm, wo es von der dortigen Darmflora verstoffwechselt wird. Dies führt zu einem Anstieg des Wasserstoffs nach circa 120min. Dieser Anstieg kann somit beim Lactulose-Atemtest als normal angesehen werden. Glukose wird vom Menschen in der Regel absorbiert. Dieser Zucker erreichen somit nicht den Dickdarm und wird meist im oberen Teil des Dünndarms vollständig aufgenommen. Fruktose ist ebenfalls eine Möglichkeit, auf die Dünndarmfehlbesiedlung zu testen. Dieses Testverfahren ist allerdings nicht wissenschaftlich verifiziert, somit kann hier nur aus Erfahrung in der Praxis gesprochen werden. Fruktose wird normalerweise im Darm aufgenommen, allerdings langsamer als Glukose, weswegen ein größerer Teil des Dünndarms damit darstellbar ist. Liegt eine Fruktoseintoleranz vor, sehen wir nach ca. 120 min einen Anstieg im Wasserstoff.

6. Interpretation der Testergebnisse

Nach der Durchführung des SIBO Atemtests erfolgt die entscheidende Interpretation der Testergebnisse im Labor. Hier werden die gemessenen Werte von Wasserstoff und Methan analysiert, um auf mögliche bakterielle Überwucherungen im Dünndarm Rückschlüsse zu ziehen. Ein Anstieg dieser Gase von 20 ppm im Wasserstoff, gemessen am Ausgangswert und von 12 ppm bei Methan innerhalb von 100 min können auf eine SIBO hinweisen. Die genaue Auswertung erfordert Fachkenntnisse und Erfahrung, um zuverlässige Schlussfolgerungen zu ziehen und kann nur durch eine Arzt oder Heilpraktiker erfolgen.

Laut dem nordamerikanischen Konsensus (4) und den europäischen Leitlinien (5) gilt ein Atemtest dann als positiv, wenn

  • ein Wasserstoff-Anstieg um mehr als 20 ppm (parts per million) im Vergleich zum Basalwert in den ersten 90min (4)
  • ein Methan-Anstieg um mehr als 10 ppm im Vergleich zum Basalwert über den Testverlauf (4,5)

nach Aufnahme von 75g Glucose (4), 25g Fruktose (4) oder 10g Lactulose (4) vorliegt.

7. Sonderform Schwefelwasserstoff-SIBO

Die Schwefelwasserstoff-SIBO nimmt in der Diagnostik eine Sonderrolle ein. Derzeit (2024) gibt es in Deutschland noch keinen Test, der direkt Schwefelwasserstoff über die Ausatemluft nachweisen kann. Die Diagnosestellung erfolgt zum einen über die charakteristischen Symptome, zum anderen gibt der Atemtest mit Lactulose über 180min einen entscheidenden, indirekten Hinweis. Fehlt der im Normalbefund zu findende Anstieg des H2-Atemgases nach 100min, deutet dies darauf hin, dass die Laktulose vor Erreichen des Dickdarms anderweitig verstoffwechselt worden sein muss. Hierfür kommen schwefelwasserstoffbildenden Bakterien im Dünndarm in Frage.

8. Fehlerquellen SIBO Atemtest

Ein zu hoher Basalwert deutet beispielsweise auf eine fehlerhafte Durchführung hin und kann die eventuelle Wiederholung des Tests bedeuten.

Weitere Fehlerquellen, die bei der Auswertung eines SIBO-Atemtestes zu beachten sind, sind eine zu langsame oder zu schnelle Darmpassage, ein Kurzdarmsyndrom (z.B. nach Darm-Operation), Zöliakie oder non-responder.

9. Behandlungsmöglichkeiten bei positivem SIBO Atemtest

Bei einem positiven SIBO Atemtest stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Therapie zielt darauf ab, das übermäßige Wachstum von Bakterien im Dünndarm zu reduzieren und so die Symptome zu lindern. Eine häufig angewendete Methode ist die Verabreichung von Antibiotika oder pflanzlichen Präparaten, die gezielt gegen die unerwünschten Bakterien wirken. Darüber hinaus kann auch eine spezielle Diät, die kohlenhydratarme Lebensmittel einschließt, hilfreich sein. Die Behandlung sollte individuell abgestimmt werden und unter ärztlicher bzw. therapeutischer Aufsicht stehen.

10. Fazit: Wichtige Informationen zum SIBO Atemtest für Betroffene und Interessierte

Der Atemtest ist eine einfach und nicht invasive Methode, einen Einblick in die Bakterien des 4-6 Meter langen Dünndarms zu gewinnen. Durch die bakterielle Fermentation werden Gase gebildet, welche über die Ausatemluft aufgefangen und im Labor analysiert werden können. Überschreitet die Menge an Gas bestimmte Schwellenwerte innerhalb von 90-100 min nach Begin des Tests, können dadurch Rückschlüsse auf eine Dünndarmfehlbesiedlung mit Wasser oder Methan geschlossen werden. Wichtig ist es auch, während der Testung die Beschwerden aufzuschreiben, die dabei entstehen. Das hilft ihrem Arzt oder Therapeuten eine korrekte Diagnose stellen zu können.

 

Quellen

  1. Hammer HF, Fox MR, Keller J, Salvatore S, Basilisco G, Hammer J, Lopetuso L, Benninga M, Borrelli O, Dumitrascu D, Hauser B, Herszenyi L, Nakov R, Pohl D, Thapar N, Sonyi M; European H2-CH4-breath test group. European guideline on indications, performance, and clinical impact of hydrogen and methane breath tests in adult and pediatric patients: European Association for Gastroenterology, Endoscopy and Nutrition, European Society of Neurogastroenterology and Motility, and European Society for Paediatric Gastroenterology Hepatology and Nutrition consensus. United European Gastroenterol J. 2022 Feb;10(1):15-40. doi: 10.1002/ueg2.12133. Epub 2021 Aug 25. PMID: 34431620; PMCID: PMC8830282.
  2. Rezaie A, Buresi M, Lembo A, Lin H, McCallum R, Rao S, Schmulson M, Valdovinos M, Zakko S, Pimentel M. Hydrogen and Methane-Based Breath Testing in Gastrointestinal Disorders: The North American Consensus. Am J Gastroenterol. 2017 May;112(5):775-784. doi: 10.1038/ajg.2017.46. Epub 2017 Mar 21. PMID: 28323273; PMCID: PMC5418558.
  3. Saad RJ, Chey WD. Breath testing for small intestinal bacterial overgrowth: maximizing test accuracy. Clin Gastroenterol Hepatol. 2014 Dec;12(12):1964-72; quiz e119-20. doi: 10.1016/j.cgh.2013.09.055. Epub 2013 Oct 1. PMID: 24095975.
  4. Rezaie A, Buresi M, Lembo A, Lin H, McCallum R, Rao S, Schmulson M, Valdovinos M, Zakko S, Pimentel M. Hydrogen and Methane-Based Breath Testing in Gastrointestinal Disorders: The North American Consensus. Am J Gastroenterol. 2017 May;112(5):775-784. doi: 10.1038/ajg.2017.46. Epub 2017 Mar 21. PMID: 28323273; PMCID: PMC5418558.
  5. Hammer HF, Fox MR, Keller J, Salvatore S, Basilisco G, Hammer J, Lopetuso L, Benninga M, Borrelli O, Dumitrascu D, Hauser B, Herszenyi L, Nakov R, Pohl D, Thapar N, Sonyi M; European H2-CH4-breath test group. European guideline on indications, performance, and clinical impact of hydrogen and methane breath tests in adult and pediatric patients: European Association for Gastroenterology, Endoscopy and Nutrition, European Society of Neurogastroenterology and Motility, and European Society for Paediatric Gastroenterology Hepatology and Nutrition consensus. United European Gastroenterol J. 2022 Feb;10(1):15-40. doi: 10.1002/ueg2.12133. Epub 2021 Aug 25. PMID: 34431620; PMCID: PMC8830282.

 

 

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Als Arzt, Spezialist für funktionelle Magen-Darmerkrankungen und selbst Betroffener möchte ich anderen Therapeuten helfen, ihre Patienten besser zu verstehen und zu behandeln.

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