SIBO Academy by Dr. Thomas Bacharach
SIBO Academy by Dr. Thomas Bacharach
07. April 2024
SIBO Symptome – Was hilft beim Blähbauch?
Blähbauch ist ein typisches SIBO Symptom

SIBO Symptome: der Blähbauch und was man dagegen tun kann

Inhalt

1. Natürliche Gasproduktion im Darm
2. Blähbauch bei SIBO
3. Blähbauch bei Reizdarm
4. Ursachen für die Entstehung übermäßiger Gasmengen
4.1 Art und Weise zu Essen
4.2 Stress
4.3 Organische Ursachen
4.4 Nahrungsmittelunverträglichkeiten / FODMAP Intoleranz
4.5 Hormonelles Ungleichgewicht und sonstige Faktoren
4.6 Darmflora und Mikrobiom
5. Was tun gegen Blähbauch?

Jeder kennt es, dieses Gefühl, als wäre man schwanger. Doch wie entsteht dieser Blähbauch eigentlich? Und warum ist dieses Symptom so häufig beim SIBO und Reizdarmsyndrom?

1. Natürliche Gasproduktion im Darm

Im Rahmen unserer physiologischen (normalen) Verdauung produzieren Bakterien im Darm Gase. Durch das Zersetzen von Nahrungsmittelresten werden Stickstoff, Sauerstoff, Methan, Wasserstoff und Kohlendioxid als Nebenprodukt der Verdauung gebildet. Als störend empfinden wir diesen Vorgang meist nur, wenn mehr Blähungen als individuell gewöhnlich gebildet werden. Diese Gase können dann auf andere Organe und Körperbestandteile drücken und Symptome wie Völlegefühl und Bauchschmerzen verursachen oder auf unser Herz drücken und dabei Beschwerden wie ein Stechen und Schmerzen in der Brust auslösen. Neben den klassischen Reizdarm Symptomen kann es auch zu Schmerzen im Rücken kommen.

Die übliche Menge an Gas in unserem Darm sind übrigens ca. 200ml (1), wobei wir täglich ca. 2,5 Liter Gas produzieren. Das meiste Gas verlässt uns allerdings nicht über Blähungen oder Aufstoßen, sondern wird als Gas in unser Blut aufgenommen und zur Lunge transportiert und dort abgeatmet.

2. Blähbauch bei SIBO

SIBO ist die Abkürzung für den englischen Ausdruck „Small Intestinal Bacterial Overgrowth“, auf Deutsch „Dünndarmfehlbesiedlung“. Er beschreibt die krankhafte Vermehrung von Bakterien im Dünndarm. Im gesunden Zustand ist der Dünndarm, im Gegensatz zum Dickdarm, nur spärlich mit Bakterien besiedelt. Aufgrund des vermehrten Bakterienwachstums am falschen Platz kommt es zu einer Überforderung des Dünndarms. Der Dünndarm kann mit der von den Bakterien produzierte Menge an Gasen und Giftstoffen nicht umgehen. Die Folgen sind Symptome wie Bauchschmerzen, Blähbauch, Durchfall, Verstopfung, Aufstoßen, Völlegefühl und Sodbrennen. Einige Patienten klagen auch über Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten.

Der Blähbauch ist ein klassisches Symptom der Dünndarmfehlbesiedlung (3). Die Symptome setzen typischerweise in den ersten 120 min nach der Nahrungsaufnahme ein und verbessern sich nach Nüchtern-Phasen. Es kommt nicht immer dazu, dass auch Blähungen, also Pupse, abgehen, da die Gasbildung im mittleren Verdauungstrakt entsteht und die Gase nicht so schnell entweichen können. Sitzt die SIBO im oberen Dünndarm, kann es durch die vermehrte Luftbildung zu Aufstoßen und Rülpsen kommen.

3. Blähbauch bei Reizdarm

Der Blähbauch ist eine häufige Beschwerde bei Reizdarm Patienten (2). Neben dem, dass es hier zu vermehrten Blähungen kommen kann, sind Reizdarm Betroffene sensibler auf die Gasmengen im Darm. Sie spüren früher, wenn der Darm sich mit Luft füllt und hierbei kann es zu Unwohlsein und Bauchschmerzen kommen. Die Beschwerden durch die Blähungen sind allerdings nur eines von vielen Symptomen beim Reizdarmsyndrom. Die meisten Menschen haben mit dieser Erkrankung auch mit Veränderungen des Stuhlgangs zu tun und leiden unter Durchfall und Verstopfung.

4. Ursachen für die Entstehung übermäßiger Gasmengen

Die Blähbauch Ursachen sind vielseitig. Neben der Art und Weise der Nahrungsaufnahme können auch Stress, organische Ursachen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder ein hormonelles Ungleichgewicht eine Rolle bei der Entstehung eines Blähbauches spielen. Bei Belastung durch diese Beschwerde sollte unbedingt einer Abklärung durch einen Arzt erfolgen.

4.1 Art und Weise zu Essen

Neben der Gasproduktion im Darm an sich, kann auch von außen zugeführte Luft die Entstehung eines Blähbauches begünstigen. Wird Nahrung zu hastig aufgenommen, kann dabei Luft verschluckt werden. Dies wird als Aerophagie bezeichnet und kann eine mögliche Ursache für die Entstehung eines Blähbauches, Aufstoßen, Völlegefühl oder Bauchschmerzen nach dem Essen sein.

4.2 Stress

Zu hastiges Essen kann meistens auf eine gestresste Nahrungsaufnahme zurückgeführt werden. Doch Stress hat auch direkte Auswirkungen auf die Entstehung des Symptoms „Blähbauch“. Stress erhöht die Aktivität des Sympathikus, was sich unter anderem auf die Darmmotilität auswirken kann. Während Stress bei einigen Menschen zu Durchfall führt, kann er bei anderen zu Verstopfungen und Blähungen führen.

4.3 Organische Gründe

Da auch organische Ursachen dem Blähbauch zu Grunde liegen können, sollten anhaltende Beschwerden immer durch einen Arzt abgeklärt werden. Zu solchen organischen Ursachen zählen beispielsweise Pankreasinsuffizienz, Gastritis, bakterielle Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) und Dickdarmfehlbesiedlung sowie Schilddrüsenfunktionsstörungen.

4.4 Nahrungsmittelunverträglichkeiten / FODMAP Intoleranz

Einige Lebensmittel und Getränke können je nach persönlicher Veranlagung und tolerierbarer Menge ursächlich für einen Blähbauch besonders nach dem Essen sein. Bekannte Vertreter sind beispielsweise Hülsenfrüchte, Kohl und die Gruppe der Lauchgewächse wie Zwiebeln oder Knoblauch. Aber auch Alkohol, Kaffee und zucker- oder kohlensäurehaltige Getränke können eine blähende Wirkung haben.
Häufig können auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten die Ursache für den Blähbauch sein. Werden zu wenig Enzyme, wie z.B. Laktase im Rahmen einer Laktoseintoleranz produziert, können Nahrungsbestandteile nur unzureichend aufgespalten werden und Bakterien müssen diese dann zersetzen. Dabei entstehen mehr Gase. Ebenso verhält es sich bei Gluten-, Fruktose- oder Sorbitunverträglichkeiten, wobei bei den letzten beiden ein Aufnahmeproblem vorliegt.

4.5 Hormonelles Ungleichgewicht und sonstige Faktoren

Weitere Einflussfaktoren, die sich Reizdarmsyndrom typische Beschwerden führen können, sind ein hormonelles Ungleichgewicht, Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel und psychische Belastungen.

4.6 Darmflora und Mikrobiom

Unsere Bakterien leben in unserem Darm und behandeln ihn. Sie stellen kurzkettige Fettsäuren für die Energieversorgung unserer Schleimhaut im Darm her, produzieren Signalstoffe, welche die Weiterleitung von Bauchschmerzen runterregulieren können, stimulieren oder verlangsamen unseren Darm, wodurch ein geformter Stuhlgang möglich ist und können je nach Art Erkrankungen des Darms fördern oder präventiv die Wahrscheinlichkeit reduzieren. Wir wissen mittlerweile, dass unsere Darmflora auch an der Entstehung des Reizdarmsyndroms mitverantwortlich ist.

5. Was tun gegen Blähbauch?

Die Behandlung von Blähungen und Blähbauch kann durchaus herausfordernd sein. Durch einige Tricks bei der Zubereitung blähender Speisen und Beachtung der genannten Lebensstilfaktoren, kann sich auch die Möglichkeit ergeben, selbst aktiv und einen unangenehmen Blähbauch und Reizdarm Beschwerden zu reduzieren bzw. loszuwerden.
Ein paar Beispiele und Hausmittel für solche Tipps sind folgende:
1. Hülsenfrüchte vor dem Kochen mindestens 12 Stunden gut einweichen und das Einweichwasser bis zu dreimal austauschen
2. Anstelle von frischem Knoblauch oder Zwiebeln Granulat oder damit aromatisiertes Öl verwenden
3. gedünstetes Gemüse der Rohkost vorziehen
4. Ingwer, Kurkuma, Fenchel, Kümmel, Anis und Kreuzkümmel können die Verdauung unterstützen (4)
5. ausreichend Bewegung, um den trägen Darm anzukurbeln, Extremsport sollte vermieden werden
6. Bauchmassagen im Uhrzeigersinn

Es ist wichtig, individuell herauszufinden, welche Maßnahmen am effektivsten sind, um die Symptome zu lindern. Bei anhaltenden Beschwerden ist es jedoch ratsam, einen Arzt zu kontaktieren.

Quellen

  1. Scaldaferri F, Nardone O, Lopetuso LR, Petito V, Bibbò S, Laterza L, Gerardi V, Bruno G, Scoleri I, Diroma A, Sgambato A, Gaetani E, Cammarota G, Gasbarrini A. Intestinal gas production and gastrointestinal symptoms: from pathogenesis to clinical implication. Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2013;17 Suppl 2:2-10. PMID: 24443061.
  2. Borghini R, Donato G, Alvaro D, Picarelli A. New insights in IBS-like disorders: Pandora’s box has been opened; a review. Gastroenterol Hepatol Bed Bench. 2017 Spring;10(2):79-89. PMID: 28702130; PMCID: PMC5495893.
  3. Bures J, Cyrany J, Kohoutova D, Förstl M, Rejchrt S, Kvetina J, Vorisek V, Kopacova M. Small intestinal bacterial overgrowth syndrome. World J Gastroenterol. 2010 Jun 28;16(24):2978-90. doi: 10.3748/wjg.v16.i24.2978. PMID: 20572300; PMCID: PMC2890937.
  4. Platel K, Srinivasan K. Digestive stimulant action of spices: a myth or reality? Indian J Med Res. 2004 May;119(5):167-79. PMID: 15218978.

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