Wie sieht ein SIBO-Ernährungsplan aus?
SIBO Diäten

Low-FODMAP, Bi-Phasic Diet oder Low-Fermentation-Ernährung – welche Diät hilft wirklich? Erfahre die Unterschiede, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten.

11. Februar 2024

SIBO-Diät: Wie sieht ein SIBO Ernährungsplan aus?

Inhalt
1. Was ist eine Dünndarmfehlbesiedelung?
2. Die Rolle der Ernährung bei SIBO
2.1 Grundprinzipien einer SIBO Diät
3. Welche SIBO Diäten gibt es?
3.1 Low FODMAP Diät
3.2 Spezifische Kohlenhydratdiät (SCD)
3.3 SIBO-spezifische Ernährungsrichtlinie (SSFG)
3.4 Bi-phasic Diet ( Zwei-Phasen-Diät)
3.5 low Fermentation Diät
4. Praktische Ernährungstipps
4.1 Meal Spacing
4.2 Stressmanagement
4.3 Wiedereinführung von Lebensmitteln
5. Zusammenfassung Ernährung bei SIBO
6. SIBO Ernährung PDF

1. Was ist eine Dünndarmfehlbesiedlung?

Eine Dünndarmfehlbesiedlung ist ein bakterielle Überwucherung unseres Dünndarms, ein Abschnitt unseres Verdauungstrakts, der normalerweise wenig Bakterien enthält. Wenn Bakterien es geschafft haben, sich dort festzusetzen, haben sie ideale Wachstumsbedingungen, da sich im Dünndarm noch alle Nährstoffe aus unserer Nahrung befinden und die Bakterien diese wiederum als Ernährung nutzen. Zudem gibt es im Dünndarm wenig andere Bakterien als Konkurrenz, kurzum, ideal für unsere SIBO Erreger. Die Beschwerden sind nahezu identisch mit denen von Reizdarm und daher ist die SIBO eine der wichtigsten Differentialdiagnosen bei Reizdarm Verdacht.

2. Die Rolle der Ernährung bei SIBO

Bakterien müssen für ihr eigenes Überleben Energie herstellen und das machen Sie, in dem sie Ballaststoffe und Kohlenhydrate aus unseren Lebensmitteln fermentieren. Diese Bestandteile in unserer Nahrung nennen sich FODMAP, fermentierbare Kohlenhydrate und Zuckeralkohol und sie kommen in den unterschiedlichsten Lebensmittel vor. Hier setzt die Ernährungsumstellung, neben der Gabe von Antibiotika und pflanzlichen Stoffen, zur Behandlung an.

Von Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, Pilze, Kohlgemüse, Getreide, Milchprodukte über Früchte bis hin zu Süßungsmittel wie Xylit gehören dazu. Reduzieren wir diese Lebensmittelgruppe in unserer Ernährung, haben unsere Bakterien weniger Nahrung und produzieren durch die ausbleibende Fermentation auch weniger Gas.

2.1 Grundprinzipien einer SIBO Diät

Genau auf diese FODMAP zielen die unterschiedlichen Ernährungsformen bei der Therapie einer Dünndarmfehlbesiedlung ab. Je nach Diätetik verzichten wir mehr oder weniger strikt bei der Ernährung auf sämtliche ballaststoffhaltigen Lebensmittel für einen zeitlich begrenzten Raum. Hierdurch kann die Gas- und Giftstoffbildung schnell reduzieren werden, die Beschwerden lassen nach und der Darm kann zur Ruhe kommen. Eine Therapie der eigentlichen Fehlbesiedelung ist allerdings mit der Ernährung nicht möglich. Sie dient lediglich der Symptomreduktion.

3. Welche SIBO Diäten gibt es?

Zu den für SIBO geeigneten Ernährungstherapien zählen die low-FODMAP-Diät, die spezifische Kohlenhydratdiät (SCD), die SIBO-spezifischen Ernährungsrichtlinien (SSFG), die Zwei-Phasen-Diät (engl. bi-phasic diet (BPD)) und die low-fermentation Diät.

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3.1 Low FODMAP Diät

Die low-FODMAP Diät konzentriert sich darauf, die fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole in der Nahrung zu reduziert. Neben den oben genannten Lebensmitteln kommen die FODMAP auch in sehr Fruktose-haltigem Obst wie Birnen, Äpfeln und Kirschen vor. Wenig FODMAPs hingegen haben Himbeeren, Melone oder Papaya. Beim Gemüse sind vor allem Zwiebel, Artischocke, Blumenkohl, Bohnen und alle weiteren leicht blähend wirkenden Gemüsesorten FODMAP-reich. Besonders Hülsenfrüchte und Kohl sowie Pilze können Beschwerden hervorrufen. Als FODMAP-armes und damit in der Regel verträgliches Gemüse gilt beispielsweise Kartoffel, Kürbis und Spinat. (1)

3.2 Spezifische Kohlenhydratdiät (SCD)

Die spezifische Kohlenhydratdiät (SCD) geht auf den amerikanischen Arzt Dr. Haas zurück. Diese Diätform setzt den Fokus auf die Reduktion von Getreiden und Kohlenhydraten. So ist beim Durchführen der Diät der Verzehr von Stärke, Zucker (z.B. Fruktose und Laktose) und jeglicher Art von Getreide verboten. Erlaubt sind frisches Gemüse, frisches Fleisch, Eier, Tee, Honig und Fruktose-armes, frisches Obst. (2)

3.3 SIBO-spezifische Ernährungsrichtlinie (SSFG)

Die SIBO-spezifischen Ernährungsrichtlinie (SSFG) von Dr. Allison Siebecker kombiniert die low-FODMAP und SCD-Diät und ist somit noch restriktiver als diese beiden Diätformen für sich. Dr. Siebecker teilt Lebensmittel nach ihrer Fermentierbarkeit in vier verschiedene Kategorien ein (3). Gruppe 1-3 sind prinzipiell erlaubt, allerdings reduziert Dr. Siebecker die Menge der Lebensmittel in Gruppe 2 und 3. Gruppe 4 ist besonders stark fermentierbar und die Lebensmittel fallen komplett raus. Erlaubte Lebensmittel sind beispielsweise Karotte, Gurke, Tomaten, Trauben, Ananas, Mandeln, Butter, Eier und Tee. (3,4)

3.4 Bi-phasic Diet (Zwei-Phasen-Diät)

Die „Bi-Phasic diet“ (Zwei-Phasen-Diät) nach Dr. Nirala Jacobi besteht, wie der Name schon verrät, aus 2 Phasen. In den ersten zwei bis vier Wochen wird sehr restriktiv auf jegliche fermentierbaren Kohlenhydrate verzichtet. In der zweiten Phase werden die Verbote gelockert, sodass den „guten“ Bakterien wieder eine kleine Nahrungsgrundlage geboten wird. Gleichzeitig wird oft mit dem Einsatz von therapeutischen Präparaten begonnen. (5)

3.5 low Fermentation Diät

Bei der „low Fermentation“ Diät von Dr. Mark Pimentel (auch The Cedars Sinai Diet genannt) sind verhältnismäßig viele Lebensmittel erlaubt. Der Fokus liegt hier unter anderem auf die Zeitpunkte der Nahrungsaufnahme. So wird eine Pause von 4 Stunden zwischen den Mahlzeiten empfohlen (Meal Spacing) , sowie der Rat gegeben, keine Mahlzeit direkt vor dem Schlafengehen zu sich zu nehmen. Erlaubte Lebensmittel sind einfache Kohlenhydrate (z.B. zu finden in Reis, Kartoffeln, Weißbrot, Pasta), Proteine und Fette. Fermentierbare Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Fructose und Laktose sollten gemieden werden. (6,7,8)

4. Praktische Ernährungstipps

4.1 Meal Spacing

Meal Spacing – also bewusste Essenspausen von etwa 4 bis 5 Stunden zwischen den Hauptmahlzeiten – spielt eine zentrale Rolle in der therapeutischen Ernährung bei SIBO. Diese Praxis basiert auf der gezielten Unterstützung des sogenannten „Migrating Motor Complex“ (MMC), eines physiologischen Reinigungsmechanismus im Dünndarm.
Der MMC wird primär in nüchternem Zustand aktiviert und sorgt durch wellenartige Kontraktionen dafür, dass Speisereste und überschüssige Mikroorganismen aus dem Dünndarm in den Dickdarm weitertransportiert werden. Bei kontinuierlicher Nahrungszufuhr – etwa durch häufiges Snacking oder sehr kurze Mahlzeitenintervalle – wird dieser Mechanismus gehemmt oder gar vollständig unterdrückt.
Gerade bei SIBO, wo es zu einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarms kommt, ist die Funktionalität des MMC essenziell, um eine erneute Überwucherung zu verhindern. Essenspausen tragen daher wesentlich dazu bei, das bakterielle Milieu im Dünndarm zu kontrollieren und die Wirksamkeit weiterer therapeutischer Maßnahmen zu unterstützen.

4.2 Stressmanagement

Chronischer Stress wirkt sich nachweislich negativ auf die gastrointestinale Motilität aus und kann die Aktivität des Migrating Motor Complex (MMC) deutlich reduzieren. Da eine gestörte Dünndarmmotilität ein zentraler pathophysiologischer Faktor bei SIBO ist, spielt effektives Stressmanagement eine entscheidende Rolle im therapeutischen Gesamtkonzept.
Stress aktiviert das sympathische Nervensystem („Fight-or-Flight-Modus“) und hemmt gleichzeitig parasympathisch gesteuerte Verdauungsprozesse – einschließlich der peristaltischen Reinigungswellen im Dünndarm. Dies kann die bakterielle Fehlbesiedlung begünstigen und typische SIBO-Symptome wie Blähungen, Schmerzen oder veränderte Stuhlgewohnheiten verstärken.
Zielgerichtete Maßnahmen zur Stressregulation – darunter Atemtechniken, Meditation, Yoga, achtsame Bewegung oder auch strukturierte Tagesabläufe – fördern die vagale Aktivität und damit die Funktion des enterischen Nervensystems. Sie tragen dazu bei, die Darmmotilität zu stabilisieren und die Reizschwelle für viszerale Beschwerden zu senken.

4.3 Wiedereinführung von Lebensmitteln

Nach einer FODMAP-armen Phase sollten Lebensmittel langsam und einzeln wieder eingeführt werden – so lassen sich individuelle Trigger besser erkennen und langfristig vermeiden.
Die Low-FODMAP-Ernährung ist als kurzfristige Eliminationsdiät konzipiert, nicht als Dauerernährung. Nach der Reduktionsphase ist die strukturierte Wiedereinführung fermentierbarer Kohlenhydrate essenziell, um individuelle Toleranzen zu identifizieren und die Ernährung langfristig wieder zu erweitern.
Die Wiedereinführung erfolgt schrittweise und monospezifisch – das heißt: FODMAP-Gruppen (z. B. Fruktane, Laktose, Sorbit etc.) werden nacheinander und in kontrollierten Mengen getestet, idealerweise unter fachlicher Begleitung. So lässt sich präzise feststellen, welche Substanzen Symptome auslösen und welche gut vertragen werden.
Diese Phase ist entscheidend, um unnötige Restriktionen zu vermeiden, das Darmmikrobiom langfristig nicht zu schädigen und eine bedarfsgerechte, vielfältige Ernährung zu gewährleisten. Ziel ist nicht die völlige Vermeidung von FODMAPs, sondern die individuelle Anpassung auf Basis realer Verträglichkeit.

5. Zusammenfassung Ernährung bei SIBO

Bei SIBO (Dünndarmfehlbesiedlung) ernähren sich die Bakterien im Dünndarm von fermentierbaren Kohlenhydraten, sogenannten FODMAPs. Um die Symptome (wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Verdauungsbeschwerden, Rückenschmerzen und Bauchschmerzen) zu lindern, ist eine FODMAP-arme Ernährung sinnvoll, da sie den Bakterien die Nahrungsgrundlage entzieht. Nach einer gewissen Zeit sollten FODMAPs schrittweise und entsprechend der individuellen Verträglichkeit wieder eingeführt werden. Eine solche Ernährungsumstellung sollte idealerweise unter ärztlicher oder ernährungsmedizinischer Betreuung erfolgen.
Jede der oben aufgelisteten Ernährungsform sollte mit Bedacht durchgeführt werden. Außerdem sind die aufgeführten Diäten nicht als Langzeit-Ernährungsformen gedacht und sind keine Therapie der SIBO an sich, sondern dienen primär der Reduktion der Beschwerden und einer Regeneration des Darms. Bei Verbesserung der Symptomatik sollte zu einer normalen, ausgewogenen, gesunden Ernährung zurück gewechselt werden.

6. SIBO Ernährung PDF

In der folgenden PDF findest Du Lebensmittel, die bei SIBO normalerweise gut oder weniger gut vertragen werden: Ernährung bei SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth)

 

Quellen

  1. FODMAP-Tabelle-Blog.jpg (761×1200) (fodmap-info.de); zuletzt geprüft 07.05.2023; modifizierte Tabelle aus „Der Ernährungsratgeber zur FODMAP-Diät“ von Prof. Dr. med. Martin Storr
  2. Was ist SCD? | scd-blog.de; zuletzt geprüft 07.05.2023
  3. PowerPoint Presentation (siboinfo.com); zuletzt geprüft 07.05.2023
  4. Diet – SIBO – Small Intestinal Bacterial Overgrowth (siboinfo.com); zuletzt geprüft 07.05.2023
  5. Small Intestinal Bacterial Overgrowth – Home – The SIBO Doctor; zuletzt geprüft 07.05.2023
  6. pdf (siboinfo.com); zuletzt geprüft 17.10.2023
  7. Irritable Bowel Syndrome: Mark Pimentel, MD (cedars-sinai.org); zuletzt geprüft 21.10.2023
  8. Mark Pimentel und Dr. Ali Rezaie (2024); “The Microbiome Connection: Your Guide to IBS, SIBO, and Low-Fermentation Eating”

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