Verschiedene Laborwerte können bei der Diagnose eines leaky guts helfen.
Leaky Gut: Laborwerte

Wie erkennt man einen „durchlässigen Darm“ im Labor? Erfahre hier mehr über die zentralen Laborparameter bei Leaky Gut, verständlich erklärt und wissenschaftlich fundiert. Ideal für alle, die gezielt nach Ursachen für Verdauungsbeschwerden oder chronische Entzündungen suchen.

07. Juli 2025

Labor- und Blutwerte bei Leaky Gut

Inhalt
1. Was ist leaky gut
2. Laborwerte für leaky gut
2.1 Zonulin
2.2 Alpha-1-Antitrypsin
2.3 Sekretorisches IgA (sIgA)
2.4 I-FABP
2.5 Calprotectin
3. Aussagekraft der Laborwerte

1. Was ist leaky gut

Das sogenannte „Leaky Gut Syndrom“, zu Deutsch „durchlässiger Darm“, rückt zunehmend in den Fokus. Dabei handelt es sich um eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, bei der unerwünschte Substanzen wie Bakterien, Toxine oder unverdaute Nahrungsbestandteile in den Blutkreislauf gelangen können. Diese sogenannte intestinale Hyperpermeabilität wird mit verschiedenen Beschwerden und chronischen Erkrankungen in Verbindung gebracht, darunter Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Autoimmunerkrankungen und entzündliche Prozesse (1).

2. Blut- und Laborwerte für leaky gut

Das Leaky-Gut-Syndrom ist keine anerkannte Diagnose im schulmedizinischen Sinne (Stand Juni 2025), weshalb es kein Standarddiagnosetest für leaky gut gibt. Dennoch gibt es spezialisierte Laborparameter, die Hinweise auf eine gestörte Darmbarriere geben können.

2.1 Zonulin

Zonulin ist derzeit eines der am häufigsten untersuchten Marker im Zusammenhang mit Leaky Gut. Zonulin ist ein Protein, das die Durchlässigkeit der Tight Junctions, also der Zellverbindungen im Darm, reguliert. Zonulin kann diese „Versiegelungen“ zwischen den Zellen der Darmschleimhaut (Epithelzellen) lockern, wodurch die Durchlässigkeit der Darmwand erhöht wird (Permeabilitätsstörung). Ein erhöhter Zonulin-Wert im Stuhl oder im Blut kann ein Hinweis auf eine gestörte Darmbarriere sein. Die Bestimmung des Zonulin-Wertes kann ein erster guter Ansatzpunkt zur Diagnose eines Leaky Gut sein (2).

2.2 Alpha-1-Antitrypsin

Alpha-1-Antitrypsin ist ein Marker, der im Stuhl gemessen werden kann und auf entzündliche Prozesse und Proteinverluste im Darm hinweisen kann. Alpha-1-Antitrypsin wird vor allem in der Leber produziert und dient der Regulation von Entzündungsprozessen. Erhöhte Werte des Alpha-1-Antitrypsins deuten auf einen Verlust dieses Proteins über die Darmwand in den Darm und somit eine erhöhte Permeabilität des Darmes oder eine Schleimhautentzündung hin (3).

2.3 Sekretorisches IgA (sIgA)

Das sekretorische Immunglobulin A ist ein Teil des darmassoziierten Immunsystems. Immunglobuline sind Antikörper, also Eiweißstoffe, die vom Immunsystem produziert werden und der Abwehr von Krankheitserregern dienen. Sekretorisches IgA kann ebenfalls im Stuhl gemessen werden. Hohe Werte von sIgA im Stuhl können auf eine akute Immunreaktion hindeuten (4). Dieses Entzündungsgeschehen geht oft auch mit einer erhöhten Durchlässigkeit des Darmes einher.

2.4 I-FABP

I-FABP steht für intestinales Fettsäure-bindendes Protein. Dieses befindet sich im Zellinneren der Darmschleimhautzellen und hat die Aufgabe, bei der Aufnahme von Fettsäuren aus dem Darm zu helfen. Bei einer Schädigung der Darmzellen kommt es zur Freisetzung von I-FABP in den Blutkreislauf. Ein Anstieg der I-FABP-Werte im Serum kann somit auf eine akute Darmschädigungen bzw. Störung des Darmepithels und somit eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmwand hinweisen (5).

2.5 Calprotectin

Calprotectin ist, wenn es im Stuhl gemessen wird, ein Entzündungsmarker für den Darm (6). Das Eiweiß Calprotectin ist vor allem in neutrophilen Granulozyten (bestimmte weiße Blutkörperchen) enthalten. Diese Immunzellen spielen eine zentrale Rolle bei Entzündungsreaktionen im Körper. Wenn es im Darm zu einer Entzündung kommt, wandern vermehrt neutrophile Granulozyten in die Darmschleimhaut ein. Dabei wird Calprotectin freigesetzt und gelangt in den Stuhl, wo es gemessen werden kann.

3. Aussagekraft der Laborwerte

Die Interpretation der Laborwerte erfordert Erfahrung, denn einzelne Werte sind selten eindeutig. Eine umfassende Diagnostik sollte immer im Zusammenhang mit Labordiagnostik, Symptomen, Anamnese und eventuell weiteren Untersuchungen wie einer Mikrobiomanalyse erfolgen. Auch wenn die Schulmedizin den Begriff „Leaky Gut“ noch nicht offiziell anerkennt, zeigen viele Patientinnen und Patienten eine deutliche Verbesserung ihrer Beschwerden durch gezielte Therapieansätze, die auf der Basis solcher Laborbefunde erfolgen.

Quellen

  1. Leech B, McIntyre E, Steel A, Sibbritt D. Risk factors associated with intestinal permeability in an adult population: A systematic review. Int J Clin Pract. 2019 Oct;73(10):e13385. doi: 10.1111/ijcp.13385 Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen. Epub 2019 Jul 5. PMID: 31243854
  2. Wegh CAM, de Roos NM, Hovenier R, Meijerink J, Besseling-van der Vaart I, van Hemert S, Witteman BJM. Intestinal Permeability Measured by Urinary Sucrose Excretion Correlates with Serum Zonulin and Faecal Calprotectin Concentrations in UC Patients in Remission. J Nutr Metab. 2019 Apr 1;2019:2472754. doi: 10.1155/2019/2472754
  3. Strygler B, Nicar MJ, Santangelo WC, Porter JL, Fordtran JS. Alpha 1-antitrypsin excretion in stool in normal subjects and in patients with gastrointestinal disorders. Gastroenterology. 1990 Nov;99(5):1380-7. doi: 10.1016/0016-5085(90)91165-3. PMID: 2210245.
  4. Li Y, Jin L, Chen T. The Effects of Secretory IgA in the Mucosal Immune System. Biomed Res Int. 2020 Jan 3;2020:2032057. doi: 10.1155/2020/2032057. PMID: 31998782; PMCID: PMC6970489.
  5. Funaoka H, Kanda T, Fujii H. [Intestinal fatty acid-binding protein (I-FABP) as a new biomarker for intestinal diseases]. Rinsho Byori. 2010 Feb;58(2):162-8. Japanese. PMID: 20229815.
  6. Mosli MH, Zou G, Garg SK, Feagan SG, MacDonald JK, Chande N, Sandborn WJ, Feagan BG. C-Reactive Protein, Fecal Calprotectin, and Stool Lactoferrin for Detection of Endoscopic Activity in Symptomatic Inflammatory Bowel Disease Patients: A Systematic Review and Meta-Analysis. Am J Gastroenterol. 2015 Jun;110(6):802-19; quiz 820. doi: 10.1038/ajg.2015.120. Epub 2015 May 12. PMID: 25964225.

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