Der Stuhltest eignet sich zur Analyse des Darmmikrobioms.
Darmmikrobiom Untersuchung: Stuhltest

Das Darmmikrobiom spielt eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit – doch wie erkennt man, ob es im Gleichgewicht ist? Ein Stuhltest liefert detaillierte Informationen über die Zusammensetzung und Aktivität der Darmflora. Erfahre, wie die Analyse funktioniert, warum sie wichtig ist und wann ein Test sinnvoll sein kann.

04. August 2025

Darmmikrobiom-Analyse: Stuhltest

Inhalt
1. Was ist das Darmmikrobiom?
2. Untersuchung des Darmmikrobioms
2.1 Durchführung eines Stuhltests
2.2 Analyse eines Stuhltests
2.3 Warum sollte man einen Stuhltest machen?
3. Zusammenfassung

1. Was ist das Darmmikrobiom?

Das Darm-Mikrobiom ist ein komplexes, individuelles Ökosystem aus Bakterien, Archaeen und Pilzen, das eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit spielt (1, 2). Es hilft bei der Abwehr von Krankheitserregern (Kolonisationsresistenz), produziert wichtige Vitamine, Hormone und kurzkettige Fettsäuren, und unterstützt die Entwicklung des Immunsystems (3-8). Die Zusammensetzung des Mikrobioms ist bei jedem Menschen unterschiedlich und wird von Faktoren wie Ernährung, Probiotika (lebende Mikroorganismen in Lebensmitteln), Präbiotika (ballaststoffreiche Nahrungsmittel) sowie dem Einsatz von Antibiotika und Medikamenten beeinflusst (9, 10). Eine bewusste Auswahl von Nahrungsmitteln kann helfen, das Gleichgewicht im Dickdarm zu stabilisieren und so ein vielfältiges, gesundes Mikrobiom zu fördern.

2. Untersuchung des Darmmikrobioms

Das Darm-Mikrobiom kann mithilfe einer Stuhldiagnostik untersucht werden. Dies macht sich den Fakt zunutze, dass circa ein Drittel der Stuhlmasse aus abgestoßenen Darmbakterien besteht (11). Die Analyse einer Stuhlprobe ist somit eine wichtige Test-Methode, um das Darmmikrobiom und seinen Zustand / seine Zusammensetzung zu bewerten.

2.1 Durchführung eines Stuhltests

Die Durchführung einer Stuhlprobe ist einfach und erfolgt in der Regel bequem zu Hause. Der/die Patient:in erhält ein spezielles Probenahme-Kit, das alles Nötige zur sicheren und hygienischen Entnahme des Stuhls / Probengewinnung sowie ein Versandgefäß und Probenbegleitschein enthält. Nach der beiliegenden Anleitung wird eine kleine Menge Stuhl in das dafür vorgesehene Röhrchen gegeben und fest verschlossen. Das Röhrchen kann anschließend in einem Umschlag direkt an das Labor geschickt werden. Dort erfolgt dann die detaillierte Analyse, bei der moderne Labormethoden zum Einsatz kommen, um eine präzise Bestimmung der Bakterien und anderer wichtiger Parameter durchzuführen.

2.2 Analyse eines Stuhltests

Früher war die Kultivierung/Anzucht der Bakterien auf Agar-Platten der einzige Ansatz, um die Zusammensetzung des Mikrobioms zu ermitteln. Doch diese Methode hatte Grenzen, denn nicht alle Bakterien wachsen unter den gleichen Bedingungen. Einige wachsen beispielsweise nur unter anaeroben (sauerstofffreien), andere nur unter aeroben (sauerstoffreichen) Bedingungen. Moderne Techniken wie die 16S‑rRNA‑Gensequenzierung bieten heute eine präzisere und umfassendere Analyse.
Das 16S‑rRNA‑Gen ist eine Art „genetischer Fingerabdruck“ der Bakterien. Jeder Bakterienstamm hat in seinem Erbgut dieses spezielle Gen, es sieht aber bei jeder Art etwas anders aus bzw. hat für jede Bakterienart eine charakteristische Sequenz. Das macht es möglich, die Bakterien voneinander zu unterscheiden.

Wenn eine Stuhl-Probe im Labor untersucht wird, lesen moderne Analysegeräte den Aufbau des 16S‑rRNA‑Gens ab und vergleichen diesen mit bekannten Mustern in Datenbanken. So kann genau bestimmt werden, welche Bakterien im Darm vorhanden sind, selbst wenn sie sich im Labor nur schwer anzüchten lassen würden. Diese Technik erlaubt somit eine genaue und umfassende Analyse des Darmmikrobioms.

Die folgende Abbildung fasst den Prozess der Stuhlprobenuntersuchung mit einem Testset zusammen:

Durch eine Stuhlanalyse lassen sich zudem der pH‑Wert des Darms, die bakterielle Diversität und die Verteilung der häufigsten Bakterienstämme erfassen. Sie ermöglicht ebenfalls einen Einblick in die bakterielle Stoffwechselaktivität, Verdauungsrückstände (als Hinweis auf mögliche Enzymmängel), Anzeichen von Entzündungen (z. B. durch den Marker Calprotectin), Zeichen eines „Leaky Gut“ (z. B. durch Zonulin) sowie das mögliche Vorhandensein von Parasiten. So liefert sie wertvolle Informationen zum Zustand des Darmmikrobioms (und ob evtl. ein bakterielles Ungleichgewicht / eine Dysbiose vorliegt) und der Verdauungsgesundheit.

2.3 Warum sollte man einen Stuhltest machen?

Eine Stuhluntersuchung ist sinnvoll, wenn der Verdacht besteht, dass das Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht geraten ist, zum Beispiel bei anhaltenden Darmerkrankungen / Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Bauchschmerzen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Die Untersuchung kann helfen, mögliche Ursachen wie eine gestörte Zusammensetzung der Darmflora, eine Entzündung der Darmschleimhaut, einen durchlässigen Darm („Leaky Gut“) oder einen Parasitenbefall frühzeitig zu erkennen. Auch bei wiederkehrenden Infekten, unklaren Abgeschlagenheitszuständen, Hautproblemen oder zur Abklärung bei Verdacht auf einen Enzymmangel kann eine Stuhluntersuchung wichtige Hinweise liefern. Auch andere Erkrankungen können Anzeichen für ein verändertes Darmmikrobiom sein. Die Stuhldiagnostik ermöglicht zudem die Aufstellung eines genauen Befundes sowie gezielteren Behandlungplanes.

3. Zusammenfassung

Ein Stuhltest ist eine wertvolle diagnostische Möglichkeit, um einen umfassenden Einblick in den Zustand des Darmmikrobioms zu erhalten. Er zeigt, welche Bakterien im Darm vorhanden sind, wie sie zusammengesetzt sind und wie sie den Stoffwechsel und die Verdauung beeinflussen. Durch moderne Analysetechniken wie die 16S‑rRNA‑Sequenzierung lassen sich auch schwer kultivierbare Mikroorganismen erfassen, und wichtige Parameter wie pH‑Wert, Entzündungsmarker und mögliche Parasiten werden bestimmt. Das macht den Stuhltest besonders wertvoll bei Verdauungsbeschwerden, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, wiederkehrenden Infekten oder anderen gesundheitlichen Problemen. Die Ergebnisse helfen, gezielt Maßnahmen zur Unterstützung der Darmflora abzuleiten und so eine wichtige Basis für eine nachhaltige Gesundheit zu schaffen.

Quellen

    1. Sender R, Fuchs S, Milo R. Revised Estimates for the Number of Human and Bacteria Cells in the Body. PLoS Biol. 2016 Aug 19;14(8):e1002533. doi: 10.1371/journal.pbio.1002533. PMID: 27541692; PMCID: PMC4991899.
    2. Kundu, P., Blacher, E., Elinav, E., and Pettersson, S. (2017). Our Gut Microbiome: The Evolving Inner Self. Cell 171, 1481-1493. https://doi.org/10.1016/j.cell.2017.11.024.
    3. Aurora, R., and Sanford, T. (2015). Host Microbiota Contributes to Health and Response to Disease. Missouri Medicine 112, 317-322.
    4. Macpherson, A.J., Slack, E., Geuking, M.B., and McCoy, K.D. (2009). The mucosal firewalls against commensal intestinal microbes. Seminars in immunopathology 31, 145-149. https://doi.org/10.1007/s00281-009-0174-3.
    5. Clarke G, Stilling RM, Kennedy PJ, Stanton C, Cryan JF, Dinan TG. Minireview: Gut microbiota: the neglected endocrine organ. Mol Endocrinol. 2014 Aug;28(8):1221-38. doi: 10.1210/me.2014-1108. Epub 2014 Jun 3. PMID: 24892638; PMCID: PMC5414803.
    6. Spivak I, Fluhr L, Elinav E. Local and systemic effects of microbiome-derived metabolites. EMBO Rep. 2022 Oct 6;23(10):e55664. doi: 10.15252/embr.202255664. Epub 2022 Aug 29. PMID: 36031866; PMCID: PMC9535759.
    7. Rivière, A., Selak, M., Lantin, D., Leroy, F., and Vuyst, L. de (2016). Bifidobacteria and Butyrate-Producing Colon Bacteria: Importance and Strategies for Their Stimulation in the Human Gut. Frontiers in microbiology 7, 979. https://doi.org/10.3389/fmicb.2016.00979.
    8. Hooper, L.V., Littman, D.R., and Macpherson, A.J. (2012). Interactions between the microbiota and the immune system. Science (New York, N.Y.) 336, 1268-1273. https://doi.org/10.1126/science.1223490.
    9. Rinninella E, Raoul P, Cintoni M, Franceschi F, Miggiano GAD, Gasbarrini A, Mele MC. What is the Healthy Gut Microbiota Composition? A Changing Ecosystem across Age, Environment, Diet, and Diseases. Microorganisms. 2019 Jan 10;7(1):14. doi: 10.3390/microorganisms7010014. PMID: 30634578; PMCID: PMC6351938.
    10. Maier L, Pruteanu M, Kuhn M, Zeller G, Telzerow A, Anderson EE, Brochado AR, Fernandez KC, Dose H, Mori H, Patil KR, Bork P, Typas A. Extensive impact of non-antibiotic drugs on human gut bacteria. Nature. 2018 Mar 29;555(7698):623-628. doi: 10.1038/nature25979. Epub 2018 Mar 19. PMID: 29555994; PMCID: PMC6108420.
    11. https://www.ganzimmun.de/labor/magen-darm-diagnostik/intestinales-mikrobiom; zuletzt geprüft 23.06.2025

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