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👆 Das Wichtigste in Kürze
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Darm und Gehirn sind im ständigen Dialog: Winzige Mikroben beeinflussen Stimmung, Konzentration und Wohlbefinden.
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Mehr als Verdauung: Das Mikrobiom steuert Hormone, Nerven und sogar Emotionen.
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ADHS und Mikrobiom: Eine veränderte Darmflora könnte Aufmerksamkeit und Impulskontrolle mitprägen.
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Depression und Darmflora: Bakterien beeinflussen den Serotonin-Spiegel & Entzündungsreaktionen.
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Gesunde Ernährung als Schlüssel: Probiotika & Vielfalt im Darm eröffnen neue Wege für die Psyche.
Darm-Hirn-Achse: Einfluss des Mikrobioms auf Psyche und Verhalten
Inhalt
1. Was ist das Darmmikrobiom?
2. Darm-Hirn-Achse
3. Mikrobiom und ADHS
3.1 Was ist ADHS?
3.2 Wie hängt der Darm mit ADHS zusammen?
4. Mikrobiom und Depression
4.1 Was ist Depression?
4.2 Wie hängt der Darm mit Depression zusammen?
5. Fazit
1. Was ist das Darmmikrobiom?
Das Darmmikrobiom ist ein komplexes Ökosystem aus Billionen von Bakterien, Pilzen und anderen Mikroorganismen, die in unserem Verdauungstrakt leben (1). Diese beeinflussen nicht nur unser Immunsystem (2), sondern kommunizieren auch direkt mit dem Gehirn über die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Dabei sendet die Mikrobiota Signale über Nervenverbindungen, Hormone (3) und Immunbotenstoffe, die unsere Stimmung und kognitive Funktionen beeinflussen können.
2. Darm-Hirn-Achse
In den letzten Jahren wächst das Interesse an der Verbindung zwischen unserem Darmmikrobiom und der psychischen Gesundheit. Forschungen zeigen, dass die Darmflora nicht nur für die Darmgesundheit und Verdauung, sondern auch für unsere Stimmung, Konzentration und das allgemeine Wohlbefinden eine wichtige Rolle spielt:
Der Darm und das Gehirn sind durch ein komplexes Netzwerk aus Nerven, Hormonen und Botenstoffen miteinander verbunden; die sogenannte Darm‑Hirn‑Achse. Sie sorgt dafür, dass unser Verdauungssystem und unser Nervensystem permanent Informationen austauschen. Das Darmmikrobiom spielt hierbei eine wichtige Rolle: Es kann über spezielle Moleküle und Nervenbahnen Signale an das Gehirn senden und so unsere Stimmung, unser Verhalten und unser körperliches Wohlbefinden beeinflussen. Umgekehrt wirken sich Stress, Angst und andere psychische Faktoren auch direkt auf den Darm und die Verdauung aus. Ein gesunder Darm kann daher einen positiven Einfluss auf unsere psychische Gesundheit haben.
3. Mikrobiom und ADHS
3.1 Was ist ADHS?
ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und ist eine häufige psychische Auffälligkeit bei Kindern und Jugendlichen, die bis ins Erwachsenenalter bestehen kann. ADHS äußert sich durch drei Hauptsymptome: einen starken Bewegungsdrang (Hyperaktivität), Konzentrationsschwierigkeiten (Unaufmerksamkeit) und impulsives Verhalten. Die Ausprägung dieser Symptome kann unterschiedlich sein. Ohne passende Unterstützung kann ADHS zu schulischen Schwierigkeiten, Konflikten in der Familie und anderen Problemen führen. (4)
3.2 Wie hängt der Darm mit ADHS zusammen?
Bei ADHS zeigt die Forschung, dass die Zusammensetzung des Darmmikrobioms oft verändert ist (5). Einige Studien fanden zum Beispiel eine geringere Vielfalt bestimmter nützlicher Bakterien bei Betroffenen (5). Das kann beispielsweise bedeuten, dass wichtige Bakterien fehlen, die Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin beeinflussen, welche eine Schlüsselrolle bei Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Stimmung spielen. Gleichzeitig kann ein verändertes Mikrobiom Entzündungsprozesse fördern, die ebenfalls Auswirkungen auf das Gehirn haben.
Ob eine Störung des Mikrobioms nun eine Ursache von ADHS ist, die Symptome verstärkt, oder beides, ist noch nicht abschließend geklärt. Es legt jedoch nahe, dass eine gezielt gesunde Ernährungsweise und eine Unterstützung der Darmflora und Darmgesundheit (z. B. durch präbiotische und probiotische Nahrungsmittel) mögliche Ansätze sein könnten, um Menschen mit ADHS zu helfen.
4. Mikrobiom und Depression
4.1 Was ist Depression?
Die Depression ist eine psychische Erkrankung, bei der Menschen über einen längeren Zeitraum unter anhaltender Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und dem Verlust von Freude und Interesse leiden. Sie geht häufig mit weiteren Beschwerden wie Konzentrationsproblemen, Schlafstörungen, Appetitveränderungen und einem verminderten Selbstwertgefühl einher. Depressionen sind mehr als vorübergehende Stimmungstiefs und können den Alltag, das Berufsleben und die Beziehungen massiv beeinträchtigen. Sie entstehen durch ein Zusammenspiel von genetischen, biologischen, psychischen und sozialen Faktoren und sind in der Regel gut behandelbar, zum Beispiel durch Psychotherapie, Medikamente und Unterstützung bei der Alltagsbewältigung.
4.2 Wie hängt der Darm mit Depression zusammen?
Auch bei Depressionen spielt das Mikrobiom eine bedeutende Rolle. Darmbakterien produzieren wichtige Neurotransmitter wie Serotonin, die unsere Stimmung steuern. Ein Ungleichgewicht im Mikrobiom kann zudem Entzündungen fördern, die mit depressiven Symptomen in Zusammenhang stehen. Studien zeigen, dass Menschen mit Depression oft eine veränderte Darmflora haben (6) und dass probiotische Nahrungsergänzungen zur Verbesserung der Symptome beitragen können (7).
5. Fazit
Die Forschung der letzten Jahre zeigt immer deutlicher, wie eng der Darm und das Gehirn miteinander verknüpft sind. Das Mikrobiom spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation von Stimmung, Konzentration und Verhalten und kann sowohl bei ADHS als auch bei Depressionen einen entscheidenden Einfluss haben. Durch eine gezielt gesunde Ernährung und den Aufbau einer vielfältigen Darmflora (z.B. mit Hilfe von Probiotika) lassen sich mögliche Ansatzpunkte zur Therapie / Unterstützung der psychischen Gesundheit schaffen. Das Verständnis der Darm-Hirn‑Achse kann so helfen, Menschen mit ADHS und Depression besser zu unterstützen und ihnen neue Wege zur Verbesserung ihrer Lebensqualität zu eröffnen.
Falls Du mehr darüber wissen möchtest, wie gezielt eingesetzte Ernährungsstrategien und moderne Mikrobiom‑Tests helfen können, das Gleichgewicht in deinem Darm zu unterstützen und eventuell bei der Behandlung von Depression und ADHS zu helfen, wende Dich am besten an eine Ernährungsberaterin oder einen Therapeuten. Durch unsere SIBO-Academy ausgebildete Experten findest du hier.
Quellen
- Sender R, Fuchs S, Milo R. Revised Estimates for the Number of Human and Bacteria Cells in the Body. PLoS Biol. 2016 Aug 19;14(8):e1002533. doi: 10.1371/journal.pbio.1002533. PMID: 27541692; PMCID: PMC4991899.
- Hooper, L.V., Littman, D.R., and Macpherson, A.J. (2012). Interactions between the microbiota and the immune system. Science (New York, N.Y.) 336, 1268-1273. https://doi.org/10.1126/science.1223490.
- Clarke G, Stilling RM, Kennedy PJ, Stanton C, Cryan JF, Dinan TG. Minireview: Gut microbiota: the neglected endocrine organ. Mol Endocrinol. 2014 Aug;28(8):1221-38. doi: 10.1210/me.2014-1108. Epub 2014 Jun 3. PMID: 24892638; PMCID: PMC5414803.
- https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/kindergesundheit/aufmerksamkeitsdefizitsyndrom.html; zuletzt geprüft 23.06.2025
- Prehn-Kristensen A, Zimmermann A, Tittmann L, Lieb W, Schreiber S, Baving L, Fischer A. Reduced microbiome alpha diversity in young patients with ADHD. PLoS One. 2018 Jul 12;13(7):e0200728. doi: 10.1371/journal.pone.0200728. PMID: 30001426; PMCID: PMC6042771.
- Valles-Colomer M, Falony G, Darzi Y, Tigchelaar EF, Wang J, Tito RY, Schiweck C, Kurilshikov A, Joossens M, Wijmenga C, Claes S, Van Oudenhove L, Zhernakova A, Vieira-Silva S, Raes J. The neuroactive potential of the human gut microbiota in quality of life and depression. Nat Microbiol. 2019 Apr;4(4):623-632. doi: 10.1038/s41564-018-0337-x. Epub 2019 Feb 4. PMID: 30718848.
- Huang R, Wang K, Hu J. Effect of Probiotics on Depression: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Nutrients. 2016 Aug 6;8(8):483. doi: 10.3390/nu8080483. PMID: 27509521; PMCID: PMC4997396.

