Histaminintoleranz (HIT)
Inhalt
1. Was ist Histamin?
1.1 Aufgaben des Histamins
2. Was ist Histaminintoleranz?
2.1 Ursachen Histaminintoleranz
2.2 Symptome Histaminintoleranz
2.3 Was tun bei Histaminintoleranz
3. Histamin und Ernährung
3.1 Histaminhaltige Lebensmittel
3.2 Histaminfreisetzende Lebensmittel
3.3 Histaminabbau blockierende Lebensmittel
3.4 Bei HIT geeignete Lebensmittel
4. Zusammenfassung
1. Was ist Histamin?
Histamin zählt zu den sogenannten biogenen Aminen (von biologischen Organismen hergestellte Verbindungen des Ammoniaks). Histamin ist somit natürlicherweise in tierischen und pflanzlichen Zellen zu finden.
1.1 Aufgaben des Histamins
Im menschlichen Körper zählt Histamin zu den Gewebshormonen und hat viele verschiedene Funktionen. Eine wichtige Rolle spielt Histamin zum Beispiel bei Entzündungs- und allergischen Reaktionen. Unter anderem speichern Mastzellen (ein Zelltyp des Immunsystems) Histamin in großen Mengen und setzen es als Reaktion auf bekannte Allergene frei. Histamin bewirkt daraufhin unter anderem eine Erweiterung der umliegenden Gefäße, was anderen Komponenten des Immunsystems das Vordringen zum als gefährlich eingestuften Eindringling und somit dessen Abwehr erleichtert.
Des Weiteren ist Histamin bei Prozessen wie der Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus (1), der Magensäuresekretion (2) und vielem mehr beteiligt.
Ein funktionierender Histamin-Stoffwechsel ist somit von großer Bedeutung für den Menschen.
2. Was ist Histaminintoleranz?
Liegen Störungen in dem eben beschriebenen Histamin-Stoffwechsel und vor allem im Histamin-Abbau vor, kann es zur Entstehung einer Histaminintoleranz kommen. Dies bedeutet, dass zu viel Histamin im Körper vorliegt. Neben dem Wort Histaminintoleranz wird häufig auch der Begriff Histaminunverträglichkeit synonym verwendet.
2.1 Ursachen Histaminintoleranz
Die Ursachen für ein Zuviel an Histamin und die damit einhergehende Unverträglichkeit können in drei Kategorien eingeteilt werden:
- Der Körper kann als Reaktion auf Stress zu viel Histamin ausschütten.
- Es kann zu viel Histamin mit der Nahrung aufgenommen oder anderweitig im Körper produziert werden.
- Der Histamin-Abbau erfolgt zu langsam (zum Beispiel, wenn die Histamin-abbauenden Enzyme DAO (Diaminoxidase) oder HNMT (Histamin-N-Methyl-Transferase) gehemmt sind).
Eine Hemmung der Histamin-abbauenden Enzyme kann durch gewisse Nahrungskomponenten wie Alkohol oder Koffein erfolgen. Aber auch Schwermetallbelastungen und ein gestörter Leberstoffwechsel können die Kapazität der Enzyme beeinflussen.
Zu viel Histamin kann beispielsweise durch eine Dysbiose (3) produziert werden, da es gewisse Darmbakterien gibt, die Histamin herstellen. Überwiegen diese, kommen die intestinalen DAO-Enzyme nicht mit dem Abbau hinterher und zu viel Histamin kann in den Körperkreislauf gelangen. Auch ein leaky gut kann die Entstehung einer HIT erleichtern (4).
2.2 Symptome Histaminintoleranz
Die Symptome einer HIT sind vielseitig und können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden.
Beschwerden, die den Gastrointestinaltrakt betreffen, können Übelkeit, Magenkrämpfe, Durchfall, Verstopfung oder Darmkrämpfe sein.
An der Haut können Juckreiz, Nesselsucht, Schwellungen, Rötungen oder Ausschlag auftreten.
Der Kreislauf kann in Form von niedrigem Blutdruck, Schwindel, Schweißausbrüchen oder Herzrasen betroffen sein.
Zudem können Symptome wie Konzentrationsstörungen, Brain Fog, Kribbeln in den Gliedmaßen, Kopfschmerzen, Unruhe, veränderter Appetit, stärkere Schleimbildung, Depression, Erschöpfung, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen oder Menstruationsbeschwerden vorkommen.
2.3 Was tun bei Histaminintoleranz
Die Behandlung der HIT besteht in erster Linie darin, Symptome zu lindern und die Ursache zu adressieren. Hierzu zählen Ernährungsanpassung, Medikamente, Förderung der Darmgesundheit, Stressreduktion und Lebensstilfaktoren.
Nahrungsergänzungsmittel mit Diaminoxidase können vor histaminreichen Mahlzeiten eingenommen werden, um den Abbau von Histamin zu unterstützen. Antihistaminika können Symptome wie Juckreiz, Hautausschläge oder Magen-Darm-Beschwerden lindern.
Eine gesunde Darmflora unterstützt die DAO-Produktion. Probiotika oder präbiotische Lebensmittel können hilfreich sein, besonders bei vorliegender Dysbiose. Auch eine Behandlung von möglichen Grunderkrankungen des Darms (z. B. Leaky-Gut-Syndrom, SIBO), die die Histaminabbaukapazität beeinträchtigen können, ist für die HIT-Therapie wichtig.
Stress kann Histamin freisetzen und die Symptome verschlimmern. Stressmanagement-Methoden wie Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung können daher hilfreich sein.
Die Behandlung der HIT sollte in Zusammenarbeit mit einem Arzt, Heilpraktiker oder Ernährungsberater erfolgen.
3. Histamin und Ernährung
Eine mögliche Ursache für die Ausbildung einer Histaminintoleranz ist eine zu große Aufnahme von Histamin über die Nahrung. Sind zudem die Histamin-abbauenden Enzyme DAO (Diaminoxidase) und HNMT (Histamin-N-Methyl-Transferase) aus unterschiedlichen Gründen bereits ausgelastet, kann die Entstehung einer Histaminintoleranz erleichtert werden.
3.1 Histaminhaltige Lebensmittel
Histaminhaltige Lebensmittel sind vor allem gereifte, konservierte oder fermentierte sowie geräucherte Lebensmittel. Als Beispiele können alter Käse, Rotwein, Sauerkraut oder Salami genannt werden (4). Hierbei ist es gut zu wissen, dass Histamin nicht durch Erhitzen oder Einfrieren abgebaut werden kann (5). Zudem steigt der Histamingehalt mit der Lagerung gewisser Lebensmittel durch bakterielle Aufspaltung von Eiweißbestandteilen an.
3.2 Histaminfreisetzende Lebensmittel
Des Weiteren gibt es Lebensmittel, die an sich zwar wenig Histamin enthalten, allerdings in er Lage sind, körpereigenes Histamin freizusetzen (4). Diese werden daher Histaminliberatoren genannt. Hierzu zählen Alkohol, Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Tomaten und Schalentiere (4).
3.3 Histaminabbau blockierende Lebensmittel
Zudem gibt es Lebensmittel, die die Histamin-abbauenden Enzyme blockieren können. Hierzu zählen zum Beispiel Koffein, Alkohol oder auch der Geschmacksverstärker Glutamat (4,5).
Zudem gibt es neben Histamin noch andere biogene Amine, die ebenfalls durch das Enzym DAO abgebaut werden. Ist das Enzym Diaminoxidase mit dem Abbau dieser anderen biogenen Amine beschäftigt, kann es zur Ansammlung von Histamin kommen. Solche anderen biogenen Amine sind beispielsweise in Ananas, Birne, Erdnüssen, Kiwi oder Himbeeren zu finden (4).
3.4 Bei HIT geeignete Lebensmittel
Für von HIT betroffene Menschen geeignete und somit histaminarme Lebensmittel sind unter anderem Kartoffeln, Mais, Reis, Äpfel, Aprikosen, Kirschen und Kokosnuss (4). Generell ist es wichtig, auf die Frische der Produkte zu achten, vor allem wenn diese viele Proteine enthalten. Für die Lagerung von Essensresten ist ein schnelles Abkühlen und rasches Einfrieren sowie dann schnelles Auftauen und rasches Verbrauchen zu empfehlen (4). Eine an die persönlichen Symptome und Verträglichkeiten angepasste Diät ist zur Symptomreduktion einer HIT ratsam. Ernährungsberater oder Ärzte können hierbei wertvolle Ratschläge geben.
- Siegel JM. The neurotransmitters of sleep. J Clin Psychiatry. 2004;65 Suppl 16(Suppl 16):4-7. PMID: 15575797; PMCID: PMC8761080.
- Barocelli E, Ballabeni V. Histamine in the control of gastric acid secretion: a topic review. Pharmacol Res. 2003 Apr;47(4):299-304. doi: 10.1016/s1043-6618(03)00009-4. PMID: 12644386.
- Sánchez-Pérez S, Comas-Basté O, Duelo A, Veciana-Nogués MT, Berlanga M, Latorre-Moratalla ML, Vidal-Carou MC. Intestinal Dysbiosis in Patients with Histamine Intolerance. Nutrients. 2022 Apr 23;14(9):1774. doi: 10.3390/nu14091774. PMID: 35565742; PMCID: PMC9102523.
- SIGHI-Merkblatt_histaminarmeErnaehrung.pdf (histaminintoleranz.ch); zuletzt geprüft 29.04.2023
- Histaminintoleranz; zuletzt geprüft 30.11.2024
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Als Arzt, Spezialist für funktionelle Magen-Darmerkrankungen und selbst Betroffener möchte ich anderen Therapeuten helfen, ihre Patienten besser zu verstehen und zu behandeln.