
👆 Das Wichtigste in Kürze
-
Bei SIBO („Small Intestinal Bacterial Overgrowth“) handelt es sich um eine bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms. Diese verursacht Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung.
- Je nach Art der Bakterien, die sich im Dünndarm angesiedelt haben, unterscheidet man zwischen einer Wasserstoff-SIBO, einer Methan-SIBO (IMO) und einer Schwefel-Wasserstoff-SIBO (ISO). Die vorherrschenden Beschwerden unterscheiden sich je nach SIBO-Art. Außerdem wird die IMO durch sogenannte Archaeen verursacht, die sowohl den Dünn- als auch den Dickdarm überwuchern können.
-
Bei einer Fehlbesiedlung mit methanbildenden Archaeen (Urbakterien) leiden die Betroffenen vor allem an Verstopfung, da Methan die Darmmotilität (Eigenbewegung des Darms) verlangsamt. Die IMO wird durch methanogene Archaeen (z. B. M. smithii) verursacht, die Wasserstoff zu Methan umwandeln.
Methanbildende Darmbakterien als Auslöser von SIBO? Was man dagegen tun kann
Inhalt
1. Was ist SIBO?
1.1 SIBO-Diagnostik
1.2 SIBO-Behandlung
2. Formen der SIBO – Wasserstoff-SIBO, Intestinal Methanogen Overgrowth (IMO), Schwefelwasserstoff-SIBO (ISO)
2.1 Wasserstoff-SIBO
2.2 Methan-SIBO-IMO (Intestinal Methanogen Overgrowth)
2.3 Schwefelwasserstoff-SIBO
3. Effekte von Methan auf den Darm
4. Was tun bei einer IMO?
5. FAQs
1. Was ist SIBO?
SIBO ist die Abkürzung für den englischen Ausdruck „Small Intestinal Bacterial Overgrowth“, auf Deutsch „Dünndarmfehlbesiedlung“. Er beschreibt die krankhafte Überwucherung von Bakterien im Dünndarm. Im gesunden Zustand ist der Dünndarm, im Gegensatz zum Dickdarm, nur spärlich mit Bakterien besiedelt. Aufgrund des vermehrten Bakterienwachstums am falschen Platz kommt es zu einer Überforderung des Dünndarms. Der Dünndarm kann mit der von den Bakterien produzierte Menge an Gasen und Giftstoffen nicht umgehen. Die Folgen sind Symptome wie
Bauchschmerzen,
Blähbauch und
Blähungen,
Durchfall,
Verstopfung, Aufstoßen, Völlegefühl und Sodbrennen.
1.1 SIBO-Diagnostik
Die Diagnose einer SIBO verläuft typischerweise über einen Atemtest. Für den Atemtest können verschiedene Testsubstanzen verwendet werden, die jeweils Vor- und Nachteile mit sich bringen. Die verschiedenen Substrate sind
Laktulose,
Glukose oder in bestimmten Fällen auch Fruktose (1). Diese werden im Rahmen eines Atemtestes als Lösung getrunken. Die Vielfalt an Testsubstanzen ist der Ursache geschuldet, dass nicht alle Bakterien jeden Zucker verstoffwechseln.
Der Atemgastest nutzt die Tatsache, dass menschliche Zellen keinen Wasserstoff und kein Methan produzieren. Ein Anstieg dieser Atemgase nach Aufnahme von Kohlenhydraten muss daher von Bakterien kommen, die den Zucker fermentieren. Das produzierte Gas wird in die Blutbahn aufgenommen und über die Ausatemluft abgegeben.
1.2 SIBO-Behandlung
Liegt ein positiver SIBO-Test vor, gibt es verschiedene Methoden der Behandlung. Hierzu zählt eine speziell entwickelte SIBO-Diät, also eine Anpassung der Ernährung, pflanzliche oder konventionelle Antibiotika (2), sowie unter Umständen spezifische Probiotika. Die Behandlung richtet sich allerdings nach der Art und dem Verlauf der Beschwerden sowie den überwiegend vorkommenden Bakterien.
2. Formen der SIBO – Wasserstoff-SIBO, Intestinal Methanogen Overgrowth (IMO) und Schwefelwasserstoff -SIBO (ISO)
Es gibt drei verschiedene Hauptformen der SIBO. Hierbei wird nach den überwiegend produzierten Gasen eingeteilt und zwischen Wasserstoff (H2), Methan (CH4) und Hydrogensulfid (H2S) unterschieden:
2.1 Wasserstoff-SIBO
Bei der Wasserstoff-SIBO klagen die Betroffenen meist über Durchfall, Blähbauch und Blähungen. Wasserstoff entsteht als Abfallprodukt verschiedener Stoffwechselprozesse und wird von zahlreichen verschiedenen Bakterien produziert. Die häufigsten bislang bekannten Bakterien sind hier E.coli-Bakterien und Klebsiellen, die die Störung der Verdauung verursachen.
2.2 Methan-SIBO (Intestinal Methanogen Overgrowth, IMO)
Menschen mit einer Methan-dominanten SIBO leiden meist unter Verstopfung. Methan wird dabei hauptsächlich von Archaeen produziert. Die Bezeichnung SIBO ist hier also eigentlich nicht ganz richtig, da es sich bei Archaeen nicht um Bakterien handelt. Die Methan-dominante-SIBO wird daher auch IMO (intestinal metanogen overgrowth) (3) genannt. Zusätzlich dazu, dass Archaeen keine klassischen Bakterien sind, können sie sowohl im Dünn- als auch im Dickdarm überwuchern. Dies ist ein wichtiger Aspekt, der bei der Auswertung eines Atemtests berücksichtigt werden sollte.
Archaeen und Bakterien gehören beide zu den Prokaryoten, was bedeutet, dass sie im Gegensatz zu den Eukaryoten keinen Zellkern besitzen. Dennoch unterscheiden sich Archaeen und Bakterien im Zellaufbau und in ihren Stoffwechselprozessen und dadurch unterscheidet sich die Therapie.
Zu den Hauptverursachern, die die Störung der Methan-dominanten SIBO hervorrufen, zählen Methanobrevibacter smithii (4), Methanomassillococcus und Methanosphaera stadtmaniae.
2.3 Schwefelwasserstoff-SIBO
Bei einer Hydrogensulfid-SIBO überwiegen, wie der Name verrät, Hydrogensulfid-produzierende Bakterien. Haupterreger im Dünndarm sind Proteus mirabilis und Desulfosarcina, im Dickdarm dagegen Desulfovibrio und Fusobacterium. Hydrogensulfid ist hierbei der chemische Name für das Gas Schwefelwasserstoff. Die Symptome können bei dieser Form der SIBO Durchfall (5), dringlicher Stuhlgang, Verstopfung (6), Gelenkschmerzen und Brain Fog sein. Daneben kann es zu Blähungen kommen, die einen typischen Geruch nach faulen Eiern haben. Wichtig zu erwähnen ist, dass die Produzenten von Schwefelwasserstoff bzw. Methan um das vorhandene Wasserstoff oft konkurrieren. Das Auftreten der einen Bakteriensorte kann also die Menge einer anderen Bakteriengruppe beeinflussen.
3. Effekte von Methan auf den Darm
Wie bereits erwähnt leiden Betroffene einer IMO oft an Verstopfungen. Dies liegt daran, dass das von den methanbildenden Mikroorganismen produzierte Methan die intestinale Transitzeit verlangsamen kann (7). Methan bilden die Archaeen, in de sie auf den Wasserstoff zurückgreifen, den andere Bakterien produziert haben. Daraus bilden sie Methan. Dieser Vorgang wird Kommensalismus genannt. Die Menge des in der Atemluft nachweisbaren Methans korreliert in Summe mit der Schwere der Verstopfung (8).
Ein langsamerer Darm mit einer geringeren Darmmotilität, schafft es zusätzlich auch weniger, die Ansiedlung von Mikroorganismen durch seine reinigende Bewegung zu kontrollieren, was zu einer Vermehrung von z.B. Archaeen führen kann. Ein Teufelskreis. Zudem wirkt Methan als neuroregulatorisches Molekül auf das Enterische Nervensystem, also das Nervensystem des Darms. Dies reudziert ebenfalls die Kontraktionen des Dünndarms, genauer die Funktion des MMC (Migrating Motor Complex. Wie oben bereits erwähnt, sind methanogene Mikroorganismen in der Lage den von den Darmbakterien produzierten Wasserstoff in Methan zu verstoffwechseln. Ein Molekül Wasserstoff ist im Vergleich zu Methan sehr viel größer und somit blähender. Lange Zeit wurde angenommen, dass eine Methan-SIBO / IMO immer mit einer Wasserstoff-SIBO einher geht. Neuere Forschung zeigt jedoch, dass das Vorhandensein von Wasserstoff-produzierenden Kommensalen ausreichend ist und eine IMO somit auch unabhängig von einer Wasserstoff-SIBO auftreten kann.
4. Was tun bei einer IMO (Intestinal Methanogen Overgrowth)?
Archaeen sind nicht ganz einfach zu bekämpfen. Daher ist es auf jeden Fall ratsam, eine IMO Therapie in ärztlicher Betreuung durchzuführen. Zu den Therapien einer IMO gehören, genau wie für die SIBO, spezielle Diäten, z.B. eine low FODMAP-Ernährung, Antibiotika sowie spezifische Pro- und Präbiotika.
5. FAQs
Welche SIBO-Arten gibt es?
Je nachdem, mit welchen Bakterien der Dünndarm fehlbesiedelt ist, gibt es unterscheidet man zwischen Wasserstoff-SIBO, Methan-SIBO (IMO) und Schwefelwasserstoff-SIBO (ISO).
Welche Symptome sind bei einer IMO / Methan-SIBO vorherrschend?
Bei einer IMO sind zu viele Methan-bildende Archeen im Darm angesiedelt. Diese produzieren Methan und lösen vorwiegend Verstopfung aus.
Wie kann eine IMO behandelt werden?
Die Ursachen von SIBO sind oft vielschichtig. Deshalb sollte neben einer antibiotischen Behandlung auch immer der Blick auf Ernährung, Stress und Bewegung erfolgen.
Quellen
- Rezaie A, Buresi M, Lembo A, Lin H, McCallum R, Rao S, Schmulson M, Valdovinos M, Zakko S, Pimentel M. Hydrogen and Methane-Based Breath Testing in Gastrointestinal Disorders: The North American Consensus. Am J Gastroenterol. 2017 May;112(5):775-784. doi: 10.1038/ajg.2017.46. Epub 2017 Mar 21. PMID: 28323273; PMCID: PMC5418558.
- Ginnebaugh B, Chey WD, Saad R. Small Intestinal Bacterial Overgrowth: How to Diagnose and Treat (and Then Treat Again). Gastroenterol Clin North Am. 2020 Sep;49(3):571-587. doi: 10.1016/j.gtc.2020.04.010. Epub 2020 Jun 14. PMID: 32718571.
- Takakura W, Pimentel M. Small Intestinal Bacterial Overgrowth and Irritable Bowel Syndrome – An Update. Front Psychiatry. 2020 Jul 10;11:664. doi: 10.3389/fpsyt.2020.00664. PMID: 32754068; PMCID: PMC7366247.
- Takakura W, Pimentel M. Small Intestinal Bacterial Overgrowth and Irritable Bowel Syndrome – An Update. Front Psychiatry. 2020 Jul 10;11:664. doi: 10.3389/fpsyt.2020.00664. PMID: 32754068; PMCID: PMC7366247.
- Pimentel M, Hosseini A, Chang C, Mathur R, Rashid M, Sedighi R, et al. Fr248 EXHALED HYDROGEN SULFIDE IS INCREASED IN PATIENTS WITH DIARRHEA: RESULTS OF A NOVEL COLLECTION AND BREATH TESTING DEVICE. Gastroenterology. 2021 May;160(6):S-278. DOI: 10.1016/S0016-5085(21)01391-3.
- Guo HZ, Dong WX, Zhang X, Zhu SW, Liu ZJ, Duan LP. [The diagnostic value of hydrogen sulfide breath test for small intestinal bacterial overgrowth]. Zhonghua Nei Ke Za Zhi. 2021 Apr 1;60(4):356-361. Chinese. doi: 10.3760/cma.j.cn112138-20200731-00725. PMID: 33765706.
- Pimentel M, Lin HC, Enayati P, van den Burg B, Lee HR, Chen JH, Park S, Kong Y, Conklin J. Methane, a gas produced by enteric bacteria, slows intestinal transit and augments small intestinal contractile activity. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol. 2006 Jun;290(6):G1089-95. doi: 10.1152/ajpgi.00574.2004. Epub 2005 Nov 17. PMID: 16293652.
- Chatterjee S, Park S, Low K, Kong Y, Pimentel M. The degree of breath methane production in IBS correlates with the severity of constipation. Am J Gastroenterol. 2007 Apr;102(4):837-41. doi: 10.1111/j.1572-0241.2007.01072.x. PMID: 17397408.

