SIBO Academy by Dr. Thomas Bacharach
SIBO Academy by Dr. Thomas Bacharach
20. Januar 2025
SIFO: small intestinal fungal overgrowth
SIFO steht für small intestinal fungal overgrowth.

SIFO: Small Intestinal Fungal Overgrowth

Inhalt
1. Was ist SIFO?
1.1 Pilze im Darm
2. Ursachen für SIFO
3. Behandlung von SIFO
4. Zusammenfassung

1. Was ist SIFO?

Neben der SIBO (small intestinal bacterial overgrowth, auch Dünndarmfehlbesiedlung genannt) gibt es auch die sogenannte SIFO (small intestinal fungal overgrowth). Bei der SIFO kommt es zu einer übermäßigen Vermehrung von Pilzen im Dünndarm, welches für gastrointestinale Beschwerden sorgen kann (1). Aufstoßen, Blähungen, Übelkeit und Durchfall sind Beispiele für diese Beschwerden (1). SIFO kommt seltener vor als SIBO und kann daher schwer zu diagnostizieren sein, auch da die Symptome oft ähnlich sind.

1.1 Pilze im Darm

Das Vorkommen von Pilzen, wie beispielsweise Candida, im Darm ist normal und führt zu keinerlei Beschwerden, solange sich diese eben nicht übermäßig vermehren. In circa 70% aller gesunden Erwachsenen liegen beispielsweise die zu den Hefen gehörenden Pilze der Spezies Candida vor (2). Kommt es jedoch zu einer Zunahme an Pilzen im Darm, lässt sich dies im Stuhl oder im Urin nachweisen. Pilze können mittels Stuhlprobe nachgewiesen werden. Hierbei wird aber meist nur der Dickdarm abgebildet. Ein anderer Weg des Nachweises ist über den Urin: Candida produziert als Abbauprodukte seines Stoffwechsels D-Arabinitol, welches über den Urin ausgeschieden wird (3,4). Allerdings weist ein erhöhter Arabinitol-Wert nur das vermehrte Vorliegen von Candida nach, nicht aber, ob dieses im Dick- oder Dünndarm vorkommt. Beide Testverfahren haben somit Vor- und Nachteile, können gemeinsam aber eine ziemlich eindeutige Auskunft geben.

2. Ursachen für SIFO

Die Risikofaktoren für Small Intestinal Fungal Overgrowth (SIFO) umfassen mehrere Aspekte, die das Gleichgewicht der Darmflora stören oder die Pilzüberwucherung im Dünndarm begünstigen können. Hierzu gehören eine Schwächung des Immunsystems, die Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten, übermäßiger Antibiotikaeinsatz, das Alter (Neugeborene oder ältere Menschen sind eher betroffen), die Verwendung von Protonenpumpeninhibitoren, die Ernährung und eine reduzierte Bewegungsfähigkeit des Dünndarms (1, 5, 6). Antibiotika können nützliche Bakterien im Darm reduzieren, was das Wachstum von Pilzen fördert. Protonenpumpenhemmern reduzieren die Magensäureproduktion, wodurch das natürliche Schutzsystem gegen Mikroorganismen im Darm geschwächt wird. Eine Ernährung mit hohem Zucker- und Kohlenhydratanteil kann das Pilzwachstum fördern, da diese Nahrungsmittel das bevorzugte Nahrungssubstrat für Pilze sind. Zudem können Vorerkrankungen des Verdauungstrakts wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder Operationen am Magen-Darm-Trakt das Risiko erhöhen. Ältere Menschen und Neugeborene sind aufgrund eines geschwächten Immunsystems oder häufiger Medikamenteneinnahme anfälliger. Eine Kombination dieser Faktoren kann das Risiko für SIFO zudem signifikant erhöhen.

3. Behandlung von SIFO

Die Behandlung von Small Intestinal Fungal Overgrowth (SIFO) zielt darauf ab, die übermäßige Pilzbesiedlung zu reduzieren, die zugrunde liegenden Ursachen zu adressieren und die Darmflora zu stabilisieren. Die Therapie besteht meist aus mehreren Ansätzen. Zur Behandlung einer SIFO können gegen Pilze gerichtete Medikamente herangezogen werden (6). Als pflanzliche Alternative eignet sich Oregano-Öl (7). Die Effektivität der Therapie kann möglicherweise zudem durch das Einhalten einer Diät arm an einfachen Zuckern verstärkt werden (8). Zur Vermeidung einer erneuten Pilzüberwucherungen wird eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil empfohlen. Bei wiederkehrenden Symptomen ist eine regelmäßige Kontrolle und Anpassung der Therapie von Nöten. Eine SIFO Therapie sollte immer in Zusammenarbeit mit einem Arzt oder Heilpraktiker erfolgen.

4. Zusammenfassung

Zusammengefasst ist das Wissen über die SIFO zum aktuellen Zeitpunkt (November 2024) noch relativ gering. Für ein genaueres Verständnis der gesundheitlichen Beeinträchtigung durch eine SIFO sind weitere Studien nötig.

 

Quellen

  1. Erdogan A, Rao SS. Small intestinal fungal overgrowth. Curr Gastroenterol Rep. 2015 Apr;17(4):16. doi: 10.1007/s11894-015-0436-2. PMID: 25786900.
  2. Schulze J, Sonnenborn U. Yeasts in the gut: from commensals to infectious agents. Dtsch Arztebl Int. 2009 Dec;106(51-52):837-42. doi: 10.3238/arztebl.2009.0837. Epub 2009 Dec 18. PMID: 20062581; PMCID: PMC2803610.
  3. Pitarch A, Nombela C, Gil C. Diagnosis of Invasive Candidiasis: From Gold Standard Methods to Promising Leading-edge Technologies. Curr Top Med Chem. 2018;18(16):1375-1392. doi: 10.2174/1568026618666181025093146. PMID: 30360714.
  4. Roboz J. Diagnosis and monitoring of disseminated candidiasis based on serum/urine D/L-arabinitol ratios. Chirality. 1994;6(2):51-7. doi: 10.1002/chir.530060203. PMID: 8204415.
  5. Jacobs C, Coss Adame E, Attaluri A, Valestin J, Rao SS. Dysmotility and proton pump inhibitor use are independent risk factors for small intestinal bacterial and/or fungal overgrowth. Aliment Pharmacol Ther. 2013 Jun;37(11):1103-11. doi: 10.1111/apt.12304. Epub 2013 Apr 10. PMID: 23574267; PMCID: PMC3764612.
  6. Banaszak M, Górna I, Woźniak D, Przysławski J, Drzymała-Czyż S. Association between Gut Dysbiosis and the Occurrence of SIBO, LIBO, SIFO and IMO. Microorganisms. 2023 Feb 24;11(3):573. doi: 10.3390/microorganisms11030573. PMID: 36985147; PMCID: PMC10052891.
  7. Hacioglu M, Oyardi O, Kirinti A. Oregano essential oil inhibits Candida biofilms. Z Naturforsch C J Biosci. 2021 Apr 29;76(11-12):443-450. doi: 10.1515/znc-2021-0002. PMID: 33915040.
  8. Otašević S, Momčilović S, Petrović M, Radulović O, Stojanović NM, Arsić-Arsenijević V. The dietary modification and treatment of intestinal Candida overgrowth – a pilot study. J Mycol Med. 2018 Dec;28(4):623-627. doi: 10.1016/j.mycmed.2018.08.002. Epub 2018 Aug 27. PMID: 30166063.

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